Projekt 4M25

Schon seit Jahren gärt in den Köpfen der Santanita-Crew ein Traum: So gerne würden wir einmal ausbrechen aus der zeitlichen Enge der drei Wochen, die üblicherweise im Sommerurlaub zur Verfügung stehen. Traditionell kalkuliert man für eine Segelreise ein Drittel der Zeit für die Entfernung vom Heimathafen, um eine gewisse Sicherheit für eine gute Heimreise ohne Zeitdruck zu haben. Eine Woche Seereise beschreibt also den Aktionsradius eines Sommerurlaubs. Soll dieser Radius deutlich überschritten werden braucht man eines: Zeit.

Private Entwicklungen der Bordfrau haben den Anlass gegeben: Im Sommer 2025 wollen wir vier Monate ausbrechen: Der Projekttitel '4M25' steht genau dafür.

Wer ein solches Projekt - eine längere Auszeit, heißt es Sabbatical oder ähnlich - einmal konkretisiert hat, weiß, welche Gedankenwelt sich eröffnet. Selbst in einer Zeit von gepredigter Work-Life-Balance stellt der Ausbruch aus der Normalität des Arbeitsalltags eine erhebliche Herausforderung dar. Selbst wenn - wie in unserem Fall - Arbeitgeber, Kollegen und soziales Umfeld die Möglichkeit eröffnen, plagt einen dennoch das Gewissen: Kann man den Mitmenschen das zumuten? Immerhin ist ja klar, dass in einigen Bereichen nicht mehr eigene Leistung eingebracht wird und andere in irgendeiner Weise einspringen müssen....

Wir beißen noch etwas auf diesen Gedanken herum, aber nach der offiziellen Zusagen der beiden Arbeitgeber, denen an dieser Stelle ein Dank ausgesprochen sei, gehen wir in die Planung: Von Mitte Juni bis Mitte September wollen wir auf der Santanita leben und den erwähnten Radius ausweiten. Ja, nachgerechnet sind das _drei_ Monate - ein Zugeständnis gegenüber den oben erwähnten Gedanken, aber auch ein realistisches Zeitfenster bezüglich des erhofften Sommerwetters. Wir wollen nicht zu Beginn frieren und nicht zum Ende hin in Herbststürme geraten. Auch sollen die Vorbereitungen ohne Zeitdruck erledigt sein bevor es losgeht und nach der Wiederkehr wollen wir nicht direkt ins Winterlager. Also belassen wir es bei diesen drei Monaten.

Nach der gesicherten Klärung der Rahmenbdingungen beginnen nun die Investitionen. Die neue Sprayhood und das Beiboot hatten wir schon letzte Saison angeschafft, jetzt geht es um Seekarten, Hafenhandbücher, Literatur und Schiffsausrüstung wie Bojenhaken und Kugelfender, und, und, und...

Und natürlich hat auch die Törnplanung längst begonnen. Wir wissen immerhin schon, was wir nicht wollen: Auf keinen Fall wollen wir tagelang motoren, stundenlang vor Schleusen liegen und natürlich sind Bootsbeschädigungen durch zu enges Gerangel zu vermeiden. Das lässt uns vom allerersten, sich aufdrängenden Gedanken Abstand nehmen: Der Fahrt durch den Götakanal. Außerdem wollen wir nicht tagelang gegen die vorherrschenden WInde segeln müssen, schon gar nicht zum Abschluss der Reise. Weil man sich darauf wohl nach einen Besuch der schwedischen Ostschären während der Rückreise einstellen müsste, scheiden auch die Ostschären aus, wenngleich viele Sportskameraden dieses Revier als traumhaft schön empfehlen. Wir glauben jedoch, dass die Westschären deutlich leichter zu erreichen und ebenfalls sehr schön sind - ganz abgesehen davon, dass diese Welt für uns genauso neu ist wie die Schären der Ostküste. Wir schaffen daher Seekarten für dieses Revier an.

In der Bootshalle legen wir massiv Hand an die Santanita an, alles soll gut vorbereitet sein. In zwei Wochen geht's ins Wasser. Die Vorfreude wächst.....

Sommertörn 2024

Der Sommer 2024 war einem anderen Projekt gewidmet als der Segelei. Die Santanita-Crew war darauf eingestellt, dass in diesem Jahr kein größerer Törn stattfinden würde - und so war es auch. Möglich wurde spontan dennoch eine kleine Auszeit vom 17. bis zum 25. August.

Bei wunderschönem Wetter nahmen wir Kurs auf Bagenkop. Dort sind wir immer wieder gerne. Und auch diesmal fühlten wir uns pudelwohl, beschenkt durch die glücklich gewonnene Auszeit.

Tags drauf ging es bei wenig Wind nach Marstal. Die wenigen Meilen von Langeland nach Aeroe wurden zäh. Am Ende half nur noch der Wind aus dem Tank.

Die Wetterprognose für die kommenden Tage sahen einen tüchtigen Westwind vor, so dass der Schlag zum Festland eher problematisch werden könnte. Also sind wir dieser Problematik zuvor gekommen und sind vor der Westlage zurückgefahren - nach Hörup, von wo aus wir auch bei deftigem Westwind einigermaßen erträglich nachhause kommen würden. Der Schlag dorthin war lang und flautig.

Die Tage in Hörup waren toll. Endlich ein bisschen ausspannen und auf dem Boot herumvegetieren. Unsere neue Kuchenbude erweitert unseren Lebensraum erheblich. Auch bei steifer Brise oder Niederschlag lässt es sich gut draußen sitzen.

Angesichts der kurzen Auszeit, die wir in diesem Jahr zur Verfügung hatten, kam die Notwendigkeit der Heimreise sehr schnell. Wir meinten ein paar Stunden mit weniger Wind in der Vorhersage zu erkennen und machten uns auf den Weg. Der Wind, der aus der Flensburger Förde blies, forderte uns dennoch alle Nerven ab. Die Segelfäche ließ sich nicht mehr verkleiner und dennoch wurden Crew und Schiff vor eine harte Probe gestellt und die Fahrt zur Mündung der Schlei entwickelte sich zu einer echten Prüfung. Weiter zu segeln war keine Option und so liefen wir Maasholm an, um unsere Wunden zu lecken.

In Maasholm haben wir auf moderaten Wind gewartet, der aber nicht kam. Mit dem leicht traumatisierenden Erlebnis der vergangenen Fahrt noch im Kopf beschlossen wir, die Heimreise mit dem Bus anzutreten und die Santanita in Maasholm liegen zu lassen.

Nach einer Nacht zuhause und einem Tag Arbeit sind wir mit dem Bus zurück zum Boot gefahren und am Abend bei leichtem Wind nach Schilksee aufgebrochen. Eine versöhnende Nachtfahrt über die Eckernförder Bucht bei herrlichem, leichtem Wind und Sternenhimmel brachte uns in den Heimathafen.

Es war ein kurzer Urlaub, den wir umso mehr genossen haben.

Sommer 2024 - das Beiboot

Vor Anker in einer geschützten Bucht - das beschreibt das Ideal der Ruhe und Autonomie für die Bordfrau und den Skipper. Einziges Problem: Man kommt ausschließlich schwimmend an Land, was eine erhebliche Einschränkung bedeutet. Ausweg: Ein Dingi sollte her. Die Ruderschlauchboote, mit denen Familien ihre Kinder in den Häfen bespielen, scheinen genau dafür geeignet, idealerweise noch mit einem kleinen Verbrenner als Antrieb am Heck. Auch verpackt sind diese Dinger extrem unhandlich. Also wuchs eine alternative Idee heran: Der Skipper hat eine Vergangenheit als Kajaksportler und auch solche Boote gibt es aufblasbar und zweisitzig. Auf dem Gebrauchtmarkt wurde er fündig und nun hat die Santanita ein Beiboot. Eine erste kleine Hafenrundfahrt bewies die Tauglichkeit von Boot und Schlagfrau.

neue Sprayhood

Mitte 2024 - die neue Sprayhood

Vor rund einem Jahr, im Sommer 2023, viel die Entscheidung für eine neue Sprayhood für die Santanita. Die alte 'Mütze' war über Jahre falsch aufgebaut und ließ sich in dieser Weise nicht runterklappen. Nachdem das Gestell dann richtig herum aufgestellt war, wurde offensichtlich, dass das Tuch durch die jahrelange Fehlmontage in eine schlechte Form verzogen war, die nun nicht mehr auf das richtige Gestell passte. Außerdem war die Sprayhood zu kurz. Sie endete direkt mit dem Decksaufbau und bot somit keinerlei Schutz für die Bordfrau beim Segeln am Wind. Also saß sie häufig im Niedergang und musst dort laufend aufspringen, wenn der Niedergang als solcher genutzt werden sollte - eine Kaskade von Unglücklichkeiten, die durch eine neue Sprayhood umgangen werden sollte.
Es brauchte allerdings einige Zeit, bis eine Architektur-Idee für eine neue Sprayhood ausgereift war. Erstaunlich viele Optionen gibt es, und die wichtigste davon war die Frage, ob und wie es auch eine an die Sprayhood anschließende Kuchenbude geben solle. Mitte 2023 fand dann ein Treffen mit einem vielfach für diese Tätigkeit empfohlenen Segelmacher Nils Molkentin statt, das Modell wurde besprochen, ein Angebot gemacht und bezuschlagt. Die Anfertigung wurde für den Winter 23/24 angedacht. Ein zentraler Aspekt der Planung und eine dadurch entstandene Selbstverpflichtung bestand in der Maßgabe, dass keine Löcher ins Boot gebohrt werden sollten. Üblicherweise werden Knöpfe und Haken zur Befestigung des Stoffes angebohrt, aber des Skipper wollte das unbedingt vermeiden und hat sich selbst auferlegt, für entsprechende Halterungen zu sorgen. Tenax-Sockel mit Klebeflächen gibt es, aber die Halter für die abspannenden Gurte wollten gestaltet und individuell angefertigt werden. Geübt in 3D-CAD (siehe Mastlochdeckel) wurden diese Beschläge vom Skipper gestaltet und ein örtlicher Metallbauer mit der Anfertigung in V4-Edelsathl beauftragt.

Edelstahlbeschläge

Verschiedene Umstände unsererseits ließen den Zeitplan platzen, und die Santanita war schon wieder im Wasser, als die Arbeiten begannen. Der Skipper hatte reichlich Überlegungen unternommen, wie so eine Formgebung in Stoff handwerklich durchgeführt werden könnte. So war er schwer beeindruckt, als ihm von Nils Molkentin vorgeführt wurde, wie das tatsächlich gemacht wird. Mit einer verzugsfreien Folie wurde eine Schablone auf das aufgebaute Gestänge modelliert, die dann in der Werkstatt in Stoff nachgearbeitet wurde. Von der Genauigkeit dieser Vorgehensweise ist der Skipper nachhaltig beeindruckt.

Als Nils das fertige Gewerk aufgestellt hat, passte alles wie angegossen:

Und weil die Sprayhood so schön ist, gab's gleich noch eine Kuchenbude dazu (hier noch mit Schutzfolie in den Fenstern):

Gleich am darauf folgenden Wochenende sollte es fieses Wetter geben, und wir sind mit vollen Vorsatz auf's Boot gezogen, um den neu gewonnenen Lebensraum zu prüfen - ein voller Erfolg! Wie konnten wir bislang ohne Kuchenbude leben?

Winter 2023/24: Masttopp-Antennnenhalter

Unsere Santanita soll in diesem Winter ein schönes Masttopp bekommen. Man schaut da ja beim Segeln recht häufig hin, um den Windrichtungszeiger abzulesen, und die alte 'Gestaltung' war schlicht eine visuelle Beleidigung - zwar funktional, aber maximal eleganzdistanziert.

Also sind die beiden seitlichen Antennenhalter entfernt worden, die machten, als wohne da oben ein kleiner Außerirdischer mit seinem Flugmobil. Die Technik wurde auf eine Antenne gebündelt (UKW und AIS), es wurde eine Antenne mit Windrichtungsanzeiger (Windex) angeschafft und nun muss ein schicker Halter dafür entwickelt werden.
Herausforderung: Der Halter soll natürlich gut passen, die Antenne soll senkrecht stehen (im Gegensatz zu dem schiefen, alten Schwengel) und die Ankerlaterne soll möglichst wenig von ihrer Rundumausstrahlung verlieren.
Leider sind die Löcher, die für die Befestigung de Achterstagpeitsche gebohrt wurden und die nun zusätzlich den Antennenhalter aufnehmen sollen, ziemlich ungenau gebohrt worden, so dass jeder Fuß einzeln vermessen und gestaltet werden muss. Da ist der Skipper gefordert, der sich ja seit geraumer Zeit im 3D-CAD geübt hat (siehe Mastlochdeckel). Eine Konstruktion wurde gezeichnet und in V4A-Edelstahl in Auftrag gegeben:

Antennenhalter

vorher:

Masttopp_vorher

nachher:

Masttopp_neu