8.5.2021 - Ansegeln

Zwei Wochen nach der Überführung lud unser verein, der TSV Schilksee zum Ansegeln. Gemeinsam mit dem Schilksser Yacht Club machten sich rund 35 Yachten auf den Kurs um das Kieler Leuchtfeuer. Die in Bereitschaft auf dem Stützpunkt stationierten Lotsen waren sicherlich ziemlich überrascht, als plötzlich eine ansehnliche Flotte nahezu zeitgleich das Seezeichen erreichten und umrundeten.

Der schwache Nordwestwind ließ die Santanita-Crew das erste Mal den den Gennaker auspacken. Schließlich wollten wir uns zeigen und für prima Fotos von den Sportkameraden eine attraktive Figur machen. Der Wind war so schwach, dass der Turbo kaum zünden konnte - der abgebildete Kurs lässt das Geeier erahnen. Allenfalls in den seltenen Böen entstand eine Ahnung, was passieren könnte, wenn etwas mehr Bewegung in der Luft wäre. Wir sind sehr gespannt auf die nächste, bessere Gelegenheit!

23.4.2021 - Überführung in den neuen Heimathafen

Im März 2021 fiel die Kaufentscheidung. Schon wenige Wochen später sollte die neue Santanita in ihren neuen Heimathafen überführt werden. Bordfrau und Skipper reisten am Nachmittag des Freitags, den 23. April 2021 zum Stadthafen in Rostock. Nach einer Verabschiedung vom Voreigner haben wir noch an diesem Abend die Meilen nach Warnemünde mit Maschinenkraft hinter uns gebracht, denn am kommenden Tag sollte eine lange Strecke bewältigt werden - jede bereits zurückgelegte Meile würde dieses Projekt erleichtern. Die Nacht verbrachten wir im Yachthafen Hohe Düne, obwohl eigentlich die Mittelmole unser Ziel war. Der Hafen dort war aber eine Baustelle, so dass wir in Hohe Düne unterkommen mussten, obwohl wir nach einer schamlosen Ausbeutung (Verdopplung der Preise zur HanseSail 2019) dort nicht mehr festmachen wollten. Naja, für die Nachtstunden haben wir's ertragen....

Am Samstagmorgen haben wir es durchgezogen: Die Bordfrau hatte das Catering perfekt vorbereitet und eine Thermosflasche mit heißem Wasser sollte für Aufwärmung sorgen. Der Skipper hatte die Route ausgearbeitet und die Bordelektronik entsprechend vorbereitet. Was bislang nicht ausprobiert wurde: Mit dem neuen Boot zu segeln! Die Bedingungen waren nicht optimal: Der Wind kam exakt aus der Richtung, in die wir fahren wollten. Außerdem war es lausig kalt. Um uns gegen die 3° C zu schützen, legten wir alles an Kleidung an, was unter das schwere Ölzeug passt, Wollmütze und dicke Seestiefel sowieso.

Nach der Ausfahrt aus dem Hafen haben wir dann zum ersten Mal die Segel gesetzt und einen Kurs hoch am Wind gesucht, der uns einerseits dem Ziel näher bringt, aber auch genug Geschwindigkeit erzeugt, um das Ziel auch in angemessener Zeit zu erreichen - das würde eine lange Kreuz werden. Schon bald lernten wir die Qualität des Autopiloten schätzen, denn hinter dem Steuerrad ist man dem kalten Wind natürlich total schutzlos ausgeliefert.

Den ersten Plan, mit vielen kleinen Schlägen vom direkten Kurs nur gering abzuweichen, haben wir bald verworfen. Und so sind wir auf einem langen Schlag nordwärts gesegelt, bis die Mobiltelefone die Roaminggebühren des dänischen Mobilfunkanbieters angezeigt haben. Erst dann war es Zeit nach Westen zu wenden.

Nach Verlassen der Küstennähe frischte der Wind auf zu straffen 5 Beaufort, etwas mehr, als wir uns für die Überführung gewünscht hätten. Spätestens jetzt freuten wir uns über die Ausstattung des Boots mit einer Sprayhood. Nicht nur der straffe Wind von vorn, sondern auch diverse Ladungen Gischt wurden durch das kleine Stück Stoff abgehalten.

 

An dieser Stelle hinterlässt der Skipper Worte der größten Hochachtung an die Bordfrau: Diese hatte sich trotz mehrfacher Warnung der Tortur unterzogen mit dem Grund, hinterher mit dem Bewusstsein zu leben, dabei gewesen zu sein. Das findet der Skipper großartig!

Der Schlag über die Mecklenburger Bucht war anstrengend und zehrend, so schlagen wir uns am Liegeplatz die Bäuche voll und fallen quasi augenblicklich in tiefen Schlaf.

Am nächsten Morgen verlassen wir den Hafen und sehen noch ein Starkregengebiet hinter uns gen Osten abziehen. Weil Sonntag ist, sind auf der Hohwachterbucht die militärischen Sperrgebiete frei befahrbar - keine Schießübungen am Wochenende. Der Nordwind soll im Verlauf des Tages auf Nordwest drehen, und so laufen wir von Beginn der Fahrt eher etwas höher, um später abfallen zu können und trotzdem ohne Kreuz an der Landspitze von Stein vorbei zu kommen. Das gelingt, aber das AIS zeichnet die Route nicht auf. Vermutlich wird das GPS im Schießgebiet von der Bundesmarine gestört.

Das befreundete Seglerpaar von der Yacht Hedda segelt uns entgegen und wir treffen uns vor Stein. Die Hedda hat ebenfalls in diesem Frühjahr den Eigner gewechselt und so entstehen von beiden Booten erstmals Fotos unter Segeln.

In Schilksee angekommen fallen wir uns erschöpft aber sehr glücklich in die Arme. Glücklicherweise passt die neue Santanita gerade eben in die angestammte Box. Viele Freunde und Vereinskameraden nehmen uns in Empfang und sofort wird das Boot begutachtet. Die Freunde von der Hedda besuchen uns und wir nehmen ein Getränk zur Feier der gelungenen Überführung. Das erste Abenteuer ist gemacht und die Erinnerung wird bleiben!