14.8.2020 - Tag 0
Fast schon routinemäßig beginnen wir unseren dritten Ergänzungsurlaub. Wir brauchen keine Sachen mehr packen, keine Planungen machen. Einfach den heimschen Kühlschrankinhalt in die Kühlbox und los.
Die sommerliche Ostwetterlage ist noch stabil, das Ende zeichnet sich ab für die Nacht von Montag auf Dienstag, wenn der Wind nach West kippen und eine Regenfront über die Küste ziehen soll. Aber heute ist ja erst Freitag, und wir nutzen die Nachmittagsstunden für unseren 'Fluchtschlag' - nach Damp.
Dort ist die Hölle los. Die gesamte Menschheit ist freigelassen und stürmt den kleinen Badeort. Erstaunlicherweise bekommen wir einen Liegeplatz am gewohnten Steg. Es ist sehr unruhig, was in einem rücksichtsfreien bescheidenen Schlagerkonzert von einem Boot am gegenüberliegenden Steg seine Spitze findet. Entnervt 'bestraft' der Skipper den Störenfried mit der superhellen Taschenlampe und minder freundlichen Worten. Dann ist nur noch der normale Pegel zu ertragen, immer noch laut, aber auszuhalten. Klar wird jedoch: So sehr wir Damp schätzen, dieses Wochenende werden wir hier nicht bleiben!

15.8.2020 - Tag 1
Wir verbringen den Vormittag gemütlich, frühstücken und überlegen, was mit der Ergänzungs-Urlaubszeit anzufangen ist. Das Ergebnis lautet: Mit dem schwachen Ostwind an der Küste Richtung Norden und schauen, wie's läuft. In Schleimünde waren wir kurioserweise noch nie - das wäre die erste Möglichkeit - für den Fall, dass es eben nicht so läuft. Alles Weitere wollen wir unterwegs entscheiden.
Die Bordfrau legt gekonnt ab und als vor dem Hafen die Segel gesetzt sind, geht sie hoch an den Wind. Der Skipper, der inzwischen das 'Segeln lassen' schätzen gelernt hat, macht noch ein Nickerchen auf der Leeducht. Als er aufwacht hört er Worte wie 'hochgeschnibbelt', 'Hanse zersegelt', 'in Lee überholt' und freut sich. Es läuft also erheblich besser als befürchtet und wir lassen Schleimünde im wahrsten Wortsinn links liegen. Der abnehmende Wind und der Kurs verändern sich ein bisschen, bis zum halben Wind, und auf der Flensburger Förde schläft der Wind ganz ein. Auf der spiegelglatten See, die wir einige Wochen vorher noch als ziemlich garstig in Erinnerung haben, motoren wir in einen der liebsten dänischen Häfen, nach Hørup. Als wir an der Landspitze vorbei in die Bucht biegen, sehen wir eine unfassbare Zahl von Ankerliegern - die Bordfrau hört bei hundert auf zu zählen. Eigentlich hatte der Skipper beschlossen, die Fotografiererei in diesem Ergänzungsurlaub zurückzustellen, aber dieses Bild will dann doch festgehalten werden. Kurz vor dem Hafen begegnen uns einmal mehr zwei Schweinswale. Sie sind auf der platten See gut zu sehen und das Treffen freut uns sehr.
Wir tuckern in den Hafen und machen längsseits fest am Kopf eines Steges, ziemlich genau da, wo wir uns das gewünscht haben. Sofort überfällt uns wieder die freundliche Aura unseres dänischen Nachbarlandes. Ein drei Plätze weiter liegender Motorbootfahrer begrüßt uns, hilft beim Festmachen und bietet uns einen zusätzlichen Fender an. Man geht hier anders miteinander um, denken wir und erinnern uns an den Egomanen, der uns am Abend zuvor mit kulturlosem Geräuschbrei bestrahlt hat.
Es ist kurz vor Sonnenuntergang, als wir endlich das vorausschauenderweise eingekaufte Abendessen zu uns nehmen. Improvisierter Insalata Caprese und Frikadellen mit Senf. Ein gekühlter Frankenwein erzeugt gut Müdigkeit, aber ein letzter Spaziergang an die Außenmole muss noch sein. Die Ankerlaternen der Boote in der Bucht erzeugen eine fast unwirklich anmutende Lichterkette unter dem Sternenhimmel.

 

16.8.2020 - Tag 2
Bereits seit Abreise aus Kiel hat der Skipper Kontakt mit einer befreundeten Crew, die offensichtlich bereits früher mit ihrer Yacht nach Dänemark aufgebrochen war und mit der seit Ewigkeiten ein Treffen in Aussicht steht. Ein halbes Duzend Textnachrichten auf dem Mobiltelefon später scheint der Plan konkrete Züge anzunehmen. Obwohl wir nicht besonders kooperativ auf deren Pläne eingegangen sind. Zu kurz ist unser Ergänzungsurlaub, um nicht schon wieder auch den Rückweg vor Augen zu haben und das Wettergeschehen mit Blick eben darauf zu beobachten. Und da kommt der bereits bei Abfahrt erkannte Wetterwechsel in der Nacht von Montag auf Dienstag.
Am Nachmittag trifft dann tatsächlich die Barbie XL ein. Wir haben uns lange nicht gesehen und es gibt viel auszutauschen. Die Crew verkauft das aktuelle Boot, um sich neu zu orientieren. Der Skipper gerät ins Grübeln.
Wir grillen gemeinsam und es fallen uns ein paar Craft-Biere und ein bisschen Rotwein zum Opfer. Ein netter Abend.

17.8.2020 - Tag 3
Um die Vitalsysteme anzukurbeln, springt die Santanita-Besatzung gleich am Morgen in die Ostsee. Das funktioniert.
Nachdem die Freunde den Nachbarliegeplatz verlassen haben, nehmen wir ein ausgiebiges Frühstück und der Skipper legt noch eine Mütze Schlaf nach.
Die Gedanken drehen sich schon wieder um die Heimfahrt - heute Starkwind, morgen Flaute und Regen. Wir wählen den Regen, alleine schon, um den heutigen Tag noch in Dänemark bleiben zu können.
Der Wind dreht tüchtig auf und wir sind froh, den Hafen nicht verlassen zu haben. Die Temperaturen bleiben hoch, so dass unser Fußmarsch zum Höker zu einer schweißtreibenden Angelegenheit wird. Abseits des Hafens und der Wasserlinie flimmert der Asphalt. Also springen wir direkt nach unserem Einkauf wieder in die See, ja, auch die Bordfrau springt, während sie ansonsten den qualvollen Weg der kleinen Schritte wählt.

18.8.2020 - Tag 4
Heute ist Abreisepflicht. In der zweiten Nachthälfte hat es tüchtig geregnet. Widerwillig werfen wir die Leinen los. Und dann ereilt uns das Glück der Mutigen: Die angekündigte Flaute bleibt aus und wir können toll segeln. Besser noch: Die Ausläufer der Regenfront, die in der Vorhersage von gestern noch ganztägig abregnen sollen, gehen größtenteils hinter uns herunter. Vor uns liegt meist blauer Himmel, mal mit einer grauen Wolke, aber tatsächlich sollen wir bis zum Heimathafen trocken bleiben - großartig. Der Wind dreht munter hin und her, so dass das Segeln nicht langweilig wird. Später haben wir einen stabilen Halbwindkurs, der es möglich macht, den Autopiloten zu benutzen und am Ende eines langen Tages auf dem Wasser klatschen wir ab mit "Alles richtig gemacht!". Damit meinen wir nicht nur die letzte Tagestour, sondern den ganzen Ergänzungsurlaub Nr. 3.
Was diese Saison wohl noch hergibt...??

fin.

7.8.2020 - Tag 0
Der Sommer ist nun angekommen. Hohe Temperaturen, strahlender Sonnenschein, Ostwind, so wünscht man sich das!
Bereits am Donnerstagabend hat die Santanita-Crew dieses köstliche Wetter genutzt und bei einer Ankerliegerei in der Strander Bucht ein erfrischendes Ostseebad genommen, quallenfrei und mit dem just dafür aufgeblasenen, großen, blauen Schwimmring. Dieser ziert nun das Heck der Santanita, ein klares Zeichen für Badezeit.
Am Freitagnachmittag geht es dann nochmal los - einmal mehr nach Damp. Eine zu lange Fahrt wollen wir vermeiden und wir freuen uns auf den tollen Strand.
Schon beim Anlegen sichten wir das Boot vom Nachbarliegeplatz am heimatlichen Steg und kaum an Land treffen wir weitere Vereinskameraden - kleine Welt.
Auf der Strandbühne spielt am Abend eine ziemlich gute Red-Hot-Chilli-Pepper-Coverband. Wir kommen ein bisschen zu spät und sehen nur noch die letzten fünf Songs. Dafür können wir danach die lauwarme Sommernacht genießen bei einem Glas Rotwein in der Plicht.


8.8.2020 - Tag 1
Am Morgen wachen wir gut ausgeschlafen auf. Vorhersagekonform ist fast kein Wind, aber die Sonne lacht und es ist bereits schön warm. Die ersten Strandtouristen sind bereits unterwegs - im Laufe des Tages soll es eine wahrhaftige Menschenlawine werden.
Wir gehen zu unserem Lieblingsbäcker und zelebrieren das Morgenmahl. Danach machen wir, was angesichts der Hitze das einzig Mögliche ist: Gar nichts. Der Sonnenschutz wird alle paar Stunden nach der Reise der Sonne nachjustiert und wir lesen und lümmeln herum, bevor wir einen Strandbesuch wagren, um dort in die See zu springen. Der Strand ist über die gesamte zu übersehende Weite knackevoll mit Menschen, die Erfrischung und Erholung suchen.
Während wir später einen von der Bordfrau liebevoll zubereiteten Salat verspeisen, werden wir geradezu attackiert von einer Schwanenmutter mit sechs Nachwachsenden. Vorbereitet auf solchen Besuch bieten wir den Tieren unsere Brötchenreste und sind erstaunt über die vehementen Auseinandersetzungen, wenn es darum geht, die Bruchstücke zu erreichen. Auch die Mutter lässt ihren Jungen keinen Vorrang. Sie geht sogar das Boot an, nagt an der Badeleiter und beißt in die Achterleinen. Wir müssen unseren Schwimmring entfernen, weil wir Sorge haben, dass er den Attacken nicht standhält.
Später entzünden wir die Petroleumlampe und genießen den Ausklang des Tages. Der Hafen ist extrem belebt. Auf fast allen Schiffen sitzen die Crews zusammen, entsprechend hoch ist der Geräuschpegel. Trotzdem schlafen wir schnell und tief ein.

9.8.2020 - Tag 2
Ein Ostseebad bringt den Kreislauf gleich am Morgen in Schwung. Noch bevor die Besuchermassen den Strand erreichen, sind wir schon wieder weg. Allerdings bringt uns diese Aktivität den Umstand ein, dass die Menschenmasse vor uns in der Bäckerschlange steht. Fast eine Dreiviertelstunde verbringen wir wartend für unsere drei Brötchen.
Das Hafenkino ist umfangreich. An diesem Sonntag enden die Sommerferien und viele Segler gehen ihre letzte Etappe an. Andere kommen 'nachhause'. Wir kommen ausgiebig ins Gespräch mit unseren Liegeplatznachbarn, die ihr Boot seit vierzig Jahren haben und die fest in Damp liegen. Auch zur anderen Seite tauschen wir uns aus, helfen bei Anlegemanövern oder schauen einfach nur zu. Eine Parade attraktiver Boote wird uns gezeigt, ganz vorne wählen wir eine Drabant 38 aus Dänemark, ein schnittiges Schiff mit eleganter Linie und sportlichem Rigg. Das dänische Paar demonstriert, wie es richtig geht: Lautlos klappt der Anleger, jeder Handgriff sitzt, in Nullkommanichts ist das Schiff aufgeklart und ein Sonnenschutz installiert.
Wieder besucht uns die Schwanenfamilie - diesmal mit beiden erwachsenen Tieren. Die Bordfrau liest sich an, dass Schwäne bis zu vierzig Jahre alt werden und monogam leben. Von den Fütterungen sollte man lieber Abstand nehmen, da genug natürliche Nahrung vorhanden ist und Brot eigentlich gar keine gute Nahrung für die Tiere ist.
Unser Stammitaliener (als ob es mehrere gäbe....) versorgt uns abends erneut mit einer leckeren Pizza und danach sitzen wir bei Rotwein bis in die Puppen im Cockpit - herrlich!

10.8.2020 - Tag 3
Die aufgehende, noch tiefstehende Sonne strahlt horizontal durch den Niedergang bis in die Bugkajüte und weckt uns auf. Das inzwischen obligatorische Ostseebad bringt den Kreislauf auf Trab. Es beginnt ein Sommertag, wie er besser nicht sein könnte: 3 Beaufort Nordost, strahlend blauer Himmel, eine leichte Diesigkeit, die verspricht, dass die Wettersituation anhält. Wir beschließen die Heimfahrt, weil die Bedingungen perfekt sind und am nächsten Tag der Wind deutlich zunehmen und nach Südost drehen soll - genau in die Richtung in die wir müssen, um nachhause zu gelangen. Wir suchen uns die angenehmere Segelei aus und fahren heute. Paradoxerweise haben wir noch keine Nacht im Heimathafen zugebracht. Das soll dann heute sein.
Die Segelei läuft wie aus dem Bilderbuch: Die Bordfrau legt perfekt ab und steuert das Boot über die Eckernförder Bucht. "Segeln lassen" nennt der Skipper das. Vor Strande werfen wir den Anker und gehen nochmal ausgiebig baden, bevor die letzten paar hundert Meter in den Hafen mit Maschinenkraft zurückgelegt werden.
Kleines Highlight der Fahrt auf der Eckernförder Bucht: Plötzlich schauen uns aus dem Wasser zwei große, schwarze Kulleraugen an - ein Seehund beobachtet unsere Vorbeifahrt, bevor er wieder abtaucht. Wir freuen uns über dieses Treffen. Im Vergleich zu den Vorjahren haben wir bereits viele Schweinswale gesichtet, ein Seehund ist aber noch viel seltener.
Am frühen Abend nimmt der Wind ab und selbst im Hafen wird die Wärme schwer erträglich.
Im Möwenschiss bekommen wir ein leckeres Essen und die Abendstunde mit Sonnenuntergang verbringen wir im Cockpit. Nach Sonnenuntergang wollen wir uns im TV die Tagesthemen ansehen, schlafen aber sofort ein. Ergänzungsurlaub ist anstrengend!



11.8.2020 - Tag 4
Hafentag im Heimathafen. Der Skipper meutert - gegen die Tagebuchführerei. Entsprechend is dies der letzte Eintrag für diesen Ergänzungsurlaub.

fin.

3.7.2020 - Tag 0
Endlich ist er da - der Sommerurlaub 2020! Wie programmiert sagt der Wetterfrosch für das erste Wochenende und die folgenden Tage Starkwind und Dauerregen voraus. Nur am Freitagnachmittag gibt es noch freudvoll segelbare Bedingungen und so sputen wir uns, um möglichst früh die Leinen los zu werfen und den Heimathafen zu verlassen. Unser Ziel ist einmal mehr Damp - aus mehreren Gründen: Damp ist erreichbar in der kurzen Zeit und lebendig für mehrere Tage, die wir wohl absehbar angesichts der Wetterprognose dort verbringen werden - und wir sind ganz gerne dort!
Die Fahrt über die Eckernförder Bucht verläuft im Rahmen der Bedingungen optimal: Die moderat-ruppigen Böen können wir gut aussegeln und der Süd-Einschlag des Westwindes ermöglicht mit nur einem Holeschlag das Ziel direkt anzulegen. Daniela fährt das Boot mit Herzklopfen aber absolut gefahrlos in die Box.
Nach einem Besuch der Pommesbude kommt der Regen. Wir ziehen uns zurück unter Deck und machen es uns gemütlich. Das Vorluk ist immer noch nicht ganz dicht und die Tropfen drohen der Bordfrau in der Koje genau ins Gesicht zu fallen. Weil auch die müdeste Seglerin sich so nicht erholen kann, erfindet der Skipper eine Schlafhilfe direkt über dem Kopkisen. Jetzt hat der Urlaub begonnen!

 

4.7.2020 - Tag 1
Was für ein Sauwetter! Wir schaffen es gerade, halbwegs trocken ein paar Dinge für's Frühstück einzukaufen. Danach liegt den ganzen Tag mindenstens ein feiner aber nicht weniger ergiebiger Sprühregen über dem grauen Hafen, einige stärkere Schauer und tüchtig Wind ergeben eine Mixtur, die uns den Tag größtenteils unter Deck verbringen lässt. Glücklicherweise hat ein befreundeter Sportskamerad einen Heizlüfter spendiert, der hilft die Feuchtigkeit in der Kajüte im Rahmen zu halten und die Klamotten u trocknen. Es kann also nur besser werden - könnte man denken, aber für den morgigen Sonntag ist zusätzlich noch ein kleiner Sturmausläufer angesagt. Wir nehmen es gelassen und quälen unsere Roaming-Guthaben, um mit der Welt in Kontakt zu bleiben. Das freie Internet-WLAN im Hafen ist jämmerlich. Am Abend gibt es Pasta aus der Bordkombüse und nach dem Klar-Schiff-Machen verdrücken wir uns wieder auf's Sofa.

 

 

5.7.2020 - Tag 2
Als Wecker am Morgen dienen die ersten Böen, die im Laufe des Tages weiter zunehmen werden - begleitet von tüchtigen Schauern. Bis ca. 15:30 dauert das Wechselspiel zwischen Gekachel und Gekübel an. Unter Deck lässt sich die Feuchtigkeit gerade noch handhaben. Aber wir sind geduldig und werden belohnt: Tatsächlich reißt der Himmel auf und wir können ein bischen spazieren und die Kajüte lüften.
In Damp entdecken wir einen kleinen Kurpark, der uns bislang erstaunlicherweise verborgen geblieben ist bei unseren vielen Besuchen. Überall laufen Menschen in Wikingerkleidung umher und auf einem Markt herrscht mittelalterliches Treiben. Ein Wandelmusiker spielt keltische Weisen auf einem Dudelsack - ein ziemlicher Kontrast zwischen den Plattenbauten der späten sechziger Jahre.
Es bleibt sehr windig, so dass der Italiener, bei dem wir eine Pizza essen, den Freisitz nicht bedient. Als Produktivität des Tages verlängert der Skipper die Lebensdauer der Genuapersenning mit einem Segelflicken und ein paar Stichen mit der Nadel.
Am Abend sitzen wir tatsächlich noch ein bisschen im Cockpit der Santanita - das hätten wir am Morgen kaum geglaubt!
Später vergewaltigt ein Trümmertrio am Strand Iggy Pop's Passenger, da ziehen wir uns lieber zurück....

 

6.7.2020 - Tag 3
Da liegen wir also in Damp - es pfeift und prasselt. Um die unter-Deck-Routine zu durchbrechen, beschließen wie einen spektakulären Plan: Ein Tagesausflug mit dem Bus nach Eckernförde!
Die kleine Fußgängerzone ist ziemlich voll, obwohl noch einige Läden geschlossen sind und andere Geschäfte Zutrittsbeschränkungen durchführen. Daniela findet völlig überraschend Zubehör für Ihr Dampfgerät und der Skipper kauft ein Paar Sandalen. Weiterer Kleinkonsum füllt den Einkaufsbeutel, ein Besuch im Restaurant füllt den Magen - immer wieder unterbrochen durch Stehaufenthalte unter irgendwelchen Markisen, um sich vor dem aktuellen Schauer zu schützen.
Mit Blick auf die Ferne vom heimischen Coiffeur besucht der Skipper einen persischen Barbier, der ihm die gesamte Kopf- und Gesichtsbehaarung in beeindruckende Form bringt - u.A. durch Anwendung dieser schmerzhaften Zwei-Faden-Technik, die kein nordeuropäischer Friseur beherrscht. Die Bordfrau ist begeistert vom Ergebnis (oder von den Quälereien???).
Zurück im Hafen bekommen wir noch einen letzten Schauer, nutzen die mitgenommene Unterhaltungselektronik und werden später von zwei jungen Musikern beschallt, die einige Zeit benötigen, um sich in der Kälte warm zu singen.

 

7.7.2020 - Tag 4
Erstmalig in diesem Urlaub sehen wir beim Erwachen einen blauen Himmel. Sofort wird entschlossen, das Frühstück im Cockpit zu zelebrieren. Die Schauer und der Wind nehmen deutlich ab und die Stimmung steigt sofort erheblich. Wir pflegen unsere Santantia ein bisschen, machen sauber, leeren die Bilge und befüllen den Dieseltank.
Gegen 13:00 Uhr erreicht uns die nächste Front. Routiniert flüchten wir unter Deck. Nachdem der Regen durch ist, wird es kühl und es bleibt grau. Die Zeit wird genutzt, um verschiedene Optionen für den Fortgang unserer Reise zu vergleichen, denn morgen soll es endlich weiter gehen! Damp war gut, um nicht zuhause zu sitzen und die ersten Urlaubstage zu 'verbringen', aber nun wollen wir hier weg. Also wird morgen früh aufgestanden und dann geht's nordwärts.

 

8.7.2020 - Tag 5
Früh reißt es den Skipper aus der Koje, übervoll mit Tatendrang! Mit ihm muss die Bordfrau raus. Entgegen jeglichem Vorsatz soll es nach Sonderborg gehen - "Alssund" und "Kleiner Belt" lautet die Idee. Und obwohl wir 'mit dem Wind, egal wohin' reisen wollten, gehen wir hoch an den kräftigen Westwind und müssen sogar ein paar Schläge kreuzen, um Sonderborg zu erreichen. Wir frieren und bekommen eine Menge Salzwasser über Deck. Von den 11 Stunden Sonnenschein, die der bekannte Wettervorhersager vom NDR prognostiziert hat, sehen wir vielleicht eine. Erst nach der Ankunft reißt der dunkelgraue Himmel auf. Nach zwei Hot Dogs bei einem Rundgang durch das Zentrum suchen wir erfolglos einen Bäcker in Hafennähe.
Für morgen ist einmal mehr stundenlanger Regen angesagt, aber diesmal bei Höchsttemperaturen von 12°C. Wir werden beim brötchenlosen Frühstück entscheiden, was wir damit anfangen.

 

9.7.2020 - Tag 6
Der morgendliche Wetterbericht beschreibt erfreulicherweise doch einen regenfreien Tag und ein freundlicher Nachbarlieger erklärt uns, wo wir Brötchen bekommen. Der Tag nimmt eine gute Wendung.
Nach dem Freiluftfrühstück entscheiden wir uns in Sonderborg zu bleiben. Die Kreuz am Vortag hat unseren segelsportlichen Anspruch zunächst gesättigt.
Indem wir erneut die Fußgängerzone besuchen, werden wir die dänischen Pfandflaschen vom Vorjahr los und beschaffen einen Jahresvorrat Erdbeermarmelade für zuhause. Aus irgendeinem Grund sind die blauen Behälter dieses Jahr weiß.
Die Santanita wird vom Salz und diversen Vogelexkrementen befreit und mit einigen Flaggen geschmückt. Nachmittags kommt die Sonne raus und auch die leicht angeschlagene Bordfrau, die bereits auf gesundheitlich stabilisierenden Ingwertee gekommen ist, genießt die wärmenden Strahlen. Der Stadthafen ist ein toller Platz. Es gibt für die Besucher viel zu sehen. Auch die Fahrer total übermotorisierter Fahrzeuge genießen die Vorführung ihrer Vehikel auf der Uferpromenade, was nicht unwesentlich lärmt.

 

10.7.2020 - Tag 7
Der Morgen überrascht uns - mit Regen. Der war nicht vorhergesagt und wirft unsere Pläne über den Haufen, denn es handelt sich offenbar nicht um einen kurzen Schauer, sondern um nachhaltigen, ergiebigen Regen, ganz im Sinne der Landwirtschaft, der bis in den Nachmittag anhalten wird. Wie Kapitän Dietzel am Seefunk aktuell erklärt: "Das Motto: Regnerisch und kühl". Natürlich haben wir Klamotten für solche Bedingungen, aber es gibt keine Notwendigkeit sie zu benutzen. Also bleiben wir einfach weiter hier, beobachten die Brückenöffnungen und Schiffspassagen und machen uns einen faulen Lenz - Urlaub eben!
Heute wird dieser Urlaub eine Woche alt und wir ziehen eine Zwischenbilanz: Pech mit dem Wetter, aber Glück miteinander!
Dann hört der Regen auf und die Lust auf einen Ortswechsel führt zu dem Entschluss in die Dyvig-Bucht zu fahren - wieder gegen den Wind, aber nur 10 Seemeilen - das soll ausnahmsweise die Maschine erledigen. Als wir den Sund verlassen und dem Fjord folgen, bekommen wir die inzwischen angewachsenen 6-7 Beaufort voll von vorne. Ein einziger Segler geht diese Aufgabe kreuzend an, ansonsten sehen wir nur Motorboote. Mit knapp drei Knoten Fahrt kämpft die Santanita gegen die Wellen. Die Decks-Entsalzung vom Vortag ist Geschichte. Gut war die Entscheidung dennoch, denn als wir in der Dyvig-Bucht ankommen, finden wir einen schönen Liegeplatz und die Sonne kommt heraus. In der Kombüse entsteht ein Risotto und ein Primitivo rundet den Abend ab.

 

11.7.2020 - Tag 8
Heute machen wir gar nichts - schlimmer noch: wir nehmen uns nicht mal was vor! Die Dyvig bietet guten Schutz vor dem weiterhin knalligen Wind. Wir beschießen, den örtlichen Gewohnheiten zu folgen und bei dem gemeinsamen Grillen im Hafen am späten Nachmittag teilzunehmen. Zu diesem Zweck fahren wir mit dem Bus nach Nordborg und erledigen Besorgungen im Supermarkt. Abgesehen von ein paar durchziehenden grauen Wolken, aus denen es aber nicht schauert, sitzen wir unter blauem Himmel und die Sonne lacht. Wird sie abgedeckt, ist der Wind gleich biestig kühl.
Die Ruhe des Seitenarms ist der Gegensatz zu der belebten Hafenpier in Sonderborg. Ein Genuss, ohne Geschwätz und Motorengeräuschen nur dem Wind und densich wiegenden Bäumen zu lauschen. Der einzig unnatürliche Klang ist das sich wiederholende Geknartsche der Bugfestmacher auf den Klampen, die die Santanita daran hindern vom Liegeplatz zu vertreiben. Kaum geschrieben, beginnt ein Mähdrescher das Getreide vom naheliegenden Feld zu ernten....
Auf einem Spaziergang kaufen wir an freien Ständen rund um die Bucht Honig und Apfelessig und verarbeiten die Sachen zu einem leckeren Dressing. Wirverputzen den damit veredelten Salat nachdem der freundliche Hafenmeister den Grill entfacht hat. Ein schöner Tag!

 

12.7.2020 - Tag 9
Beim Frühstück weht der Schnibbel vom Teebeutel horizontal vom Tassenrand. Zwei Botschaften sind daraus zu erkennen: 1. Wir können an Deck frühstücken und 2. Wir segeln heute wieder nicht. Aber für den folgenden Tag ist endlich schwächerer Wind abzusehen. Wir stecken die Köpfe in die Karten und Hafenhandbücher und überlegen uns einen Plan mit diversen Alternativen, die gegebenenfalls - je nach Verlauf der Fahrt - herangezogen werden können. Auf jeden Fall soll es weiter nach Norden gehen.
Unser Liegeplatznachbar hat eine Riesenschnautzerhündin auf seiner Rassy. Wir amüsieren uns über die Begegnung der pechschwarzen Dame mit einem stolzen, schneeweißen Hafenschwan. Ganz grün sind sich die Beiden nicht!
Am Ende der Bucht ist ein asphaltierter Weg. Da übt eine junge Rollschuhballerina Pirouetten - charmant.
Gegenüber ist der Hafen des Hotels in der Dyvig. Da liegen die dicken Dinger. Augenscheinlich hat jede Crew dieser Schiffe mindestens einen Nachwuchs an Bord und natürlich ein motorisiertes Dinghy. Das Eine dient als Beschäftigungstherapie für das Andere und so knattern eine ganze Menge dieser Dinger durch die ansonsten traumhaft ruhige Bucht. Schade, aber irgendwas ist ja immer....

 

13.7.2020 - Tag 10
Und da war er - der erste wirklich tolle Segeltag! Früh aus der Koje, ein kurzes Frühstück in der Morgensonne und dann Leinen los! Daniela fährt das Boot aus der Box und aus der Bucht, während der Skipper die Segel vorbereitet. Dann will die Bordfrau wieder ran zum Setzen der Tücher. Noch hoch am Wind aus dem Alsfjord, dann mit Halbwind Richtung Aroesund. Drei Windstärken treiben die Santanita nett voran, die kleine Welle hemmt die Fahrt nicht. Wider Erwarten scheint auch noch die Sonne dazu. Eine 36-Fuß-Yacht wird für uns zur Herausforderung. Deren Skipper gibt sich nicht viel Mühe beim Trim, und so schaffen wir es mehrfach an der Dehler vorbei, sobald wir etwas höher an den Wind müssen. Durch den Sund hängt sie uns ziemlich ab, aber kurz vor Middelfart haben wir sie wieder und laufen quasi zeitgleich nach gut sechs Stunden in den großen Hafen ein. Das war ganz großartige Segelei! Die Bordfrau findet die Wegepunkte und navigiert sicher über die gesamte Strecke. Als i-Tüpfelchen fährt sie ein sicheres Anlegemanöver in der fremden Marina. Da ist sie stolz und der Skipper gleich mit!
Weil wir früh los gekommen sind, ist der Tag noch nicht vorbei und wir machen einen kurzen Rundgang im Zentrum. Auf der Nordseite der Halbinsel befindet sich die Promenade, der Alte Hafen und der Nyhavn. Einige Angler säumen die Küstenlinie und fangen Makrelen. Auf die hat es auch eine Schweinswalfamilie abgesehen, die wir von Ufer aus beobachten. Für uns gibt es einen stattlichen dänischen Burger, bevor wir auf's Boot zurückkehren.

 

14.7.2020 - Tag 11
Heute passt der Wetterbeicht - leider. Um es mit einem Song aus Hiram's Standardrepertoire (nicht aus seiner Feder) zu sagen: Here's that rainy day.
Als wir die Augen aufschlagen, prasselt der Regen sanft auf's Deck, immer wieder herausklingend ergänzt von den größeren Tropfen, die sich unter den Salingen sammeln bevor sie herabfallen. Ab und zu trifft einer dieser dicken Dinger auf die metallene, pilzförmige Abdeckung der Deckslüftung und tönt glockenartig. Der Skipper überlegt: Würden die dicken Tropfen wirklich gleichverteilt auf das gesamte Boot fallen, könnte man durch eine Langzeitzählung (und es regnet lange) mit dem Monte-Carlo-Verfahren das Flächenverhältnis zwischen Deck und Lüftungsabdeckung ermitteln. Mensch kommt auf eigenartige Gedanken....
Tatsächlich nutzen wir die Zeit unter Deck, um die Kommunikation nachhause zu aktualisieren. Einige Freunde warten auf Reaktionen auf Anfragen, deren Wichtigkeit für uns etwas in den Hintergrund getreten ist. Dies ist der Tag dafür.
Am Nachmittag hört der Regen auf. Wir machen uns auf, um unsere Vorräte zu vervollständigen. Ausgerechnet die Schokolade wird knapp!
Nach einem Kochevent in der Bordkombüse bekommen wir noch einen sehenswerten Sonnenuntergang, auf den wir am Morgen nicht zu hoffen gewagt hätten.

 

15.7.2020 - Tag 12
Nach dem grandiosen Segeltag mit Motivationsexplosion packt die Bordfrau der Ehrgeiz: Es soll nach Samsø gehen. Aber der Skipper bremst, weil er skeptisch ist hinsichtlich des instabilen Wettergeschehens. Heute fast gar kein Wind, morgen Südwest 2 (das würde passen, viel Geduld vorausgesetzt), danach aber wieder ein Tief: Erst Kaltfront mit Südwind und Regen, danach Starkwind. Wir wollen nicht in die Situation geraten in doofem Wetter segeln oder riesige Etappen absolvieren zu müssen und so überzeugt er sie und wir verbleiben in dem ohnehin von uns weitestgehend unentdeckten und sehr reizvollen Gebiet an der Nordwestspitze Fynens, wo der Kleine Belt nach Norden in die freie See mündet. Es gibt viele Möglichkeiten und wir entscheiden uns für einen kurzen Trip nach Strib (höhö). Gleich nach der Abfahrt beginnt es zu regnen, aber der Schauer ist nur kurz. Trotzdem wäscht es dem Steuermann den optimistisch aufgelegten Sonnenschutz aus dem Gesicht. Auf der Strecke durchfahren wir sowohl alte als auch neue Beltbrücke. Auf der historischen Eisenbahnbrücke sehen wir drei Gruppen Bridgewalker, deren Kick offensichtlich in der Überwältigung der Höhenangst liegt.
Auch direkt nach dem Anlegen schauert es wieder, diesmal etwas ergiebiger. Also erholen wir uns auf dem Salonsofa noch ein bisschen von den Strapazen der Überfahrt und der früh beendeten Nacht.
Wir liegen in dem kleinen Hafen in einer herausragenden Lage nördlich der neuen Beltbrücke. Reichlich Villen mit spektakulären Ausblicken von großen Balkonen säumen die Küstenlinie. Bei der Erkundung der Umgebung entdecken wir toll gepflegte Gärten und öffentliche Grünflecken, einen Strand und einen Supermarkt, in dem wir uns für die abendliche Pastaparty ausrüsten. Nur ein Bäcker für das morgige Frühstück ist nicht zu finden.....

 

16.7.2020 - Tag 13
In einer Viertelstunde ist ein Brugsen vom Hafen zu erreichen. Etwas Bewegung vor dem Frühstück schadet nicht und das Morgenmahl findet daher etwas später statt. Einen Plan für den Tag haben wir nicht. Der Wind weht sehr schwach aber die Sonne scheint! Also schmiert sich der Skipper sofort am gesamten Körper mit Sonnencreme ein - um eine halbe Stunde später, nachdem sich die Wolkendecke wieder geschlossen hat, wieder in lange Kleidung zu hüllen.
Der Tag entwickelt sich zum Putz- und Waschtag. erst die Besatzung, dann das Schiff und zum Schluss wird auch noch die Wäsche gewaschen, nachdem die Bordfrau einen Kontakt zum Hafenmeister geknüpft hat und dieser sie in die Geheimnisse des Zugangs zum Waschmaschinenraum eingeweiht hat.
Beim täglichen Einkauf rüsten wir uns etwas umfangreicher aus, weil wir auf eine Ankernacht vorbereitet sein wollen, die unbedingt stattfinden soll. Die kommenden Tage und Nächte werden sehr windarm werden und so drängt sich der Wunsch auf eine lauschige Bucht auf.
Zur Verköstigung am Abend besuchen wir die Pizzeria 'Victoria', die offensichtlich überwiegend Lieferservice bietet, aber auch vier Tische im Vorraum aufgestellt hat. Seit der Skipper die Version "Nr. Bjern" verspeist hat, weiß er, dass "Hvidløg" für Knoblauch steht. Probleme mit den Blutgefäßen kann er für die kommenden Jahre ausschließen.
Zum Sonnenuntergang gehen wir an das Ende der Außenmole und sehen zwei Schweinswale, die scheinbar mit den leichten Wellen spielen. Wir bilanzieren: Ein guter Tag!

 

17.7.2020 - Tag 14
Heute ist es beschlossene Sache: Strib wird dieses Jahr der nördlichste Punkt unserer Reise sein - nicht gerade rekordverdächtig, aber wir sind auch nicht auf Pokaljagd.
Nach dem Frühstück legen wir ab mit Kurs Hejlsminde, wobei wir offen lassen in einer Bucht zu ankern, wenn es nicht gut läuft. Wie von einem Hexenmeister bestimmt weht der Wind nämlich aus Süd, wenn wir dorthin wollen.
Wir fahren zunächst mit Maschinenkraft unter der neuen Brücke durch, ändern den Kurs danach südwestwärts - dem Lauf des Gewässers folgend. Wir setzen die Segel und können hoch genug fahren, um noch nicht kreuzen zu müssen. Kaum ist der Motor aus, verabschiedet uns ein Schweinswal rund fünf Meter neben der Santanita. Bereits vor dem Frühstück haben wir zwei Wälchen gesehen - die Meerenge ist berühmt für das zahlreiche Vorkommen.
Der Wind zeigt sich erfreulich segelbar und wir kommen mit wenigen Schlägen aus den Windungen um Fænø in das Seegebiet Bredningen. Währenddessen zersegeln wir eine (zugegeben nicht besonders engagiert gesegelte) 39-Fuß-Yacht. Die Steuerfrau, die bereits routiniert das Ablegemanöver und das Segelsetzen absolviert hat, findet inzwischen mit sicherem Gefühl den optimalen Winkel zum Wind zwischen Geschwindigkeit und Höhe. Auch ein dänischer Segler hat zuvor das Kielwasser gezeigt bekommen.
Das Segeln ist heute wunderbar - auch hoch am Wind. Die Idee eines verfrühten Abbruchs der Reise ist vom Tisch.
Eigentlich wollten wir vor Hejlsminde vor Anker übernachten, aber der Blick auf den Ort und den kleinen Hafen mutet derart hyggelig an, dass wir uns doch entschließen, am Steg festzumachen. Beim Einlaufen durch die eng betonnte Rinne spielen schon wieder zwei Schweinswale vor der Hafenmole. Die Steuerfrau bekommt das nicht mit, weil sie bereits voll auf das Anlegemanöver konzentriert ist.
Wenig später erkunden wir das Örtchen und ernähren uns landestypisch mit Hot Dog und Fritten. Hejlsminde erklären wir zu unserem Fundort der Woche, so schön ist das hier. Hätten wir der Jahreszeit entsprechende Temperaturen, würde wir sofort an dem hübschen Strand ins Wasser springen. So setzen wir uns mit dicken Socken ins Cockpit und genießen den Abend.

 

18.7.2020 - Tag 15
Kein Strom am Ankerplatz - kein Tagebucheintrag.


Nachtrag:
Die Wetterprognosen bringen den Skipper um den Verstand. Morgen soll es aus Eimern regnen, danach starker Wind aus West. Beides ist absolut unerwünscht. Vielleicht ein bisschen zu defensiv überzeugt er die Bordfrau von der Abreise an diesem Tag, obwohl Hejlsminde wirklich traumhaft schön ist. Nach der Kreuz zum Alsfjord und der Durchfahrt dort lässt der Südostwind uns gerade so hoch laufen, dass wir den Arøsund anlegen können. Auch wenn wir bereits dort waren, peilen wir wieder die Dyvig-Bucht an. Allerdings soll diesmal der Seitenarm erkundet und ein lauschiges Ankerplätzchen gefunden werden - darauf haben wir unseren Proviant vorbereitet und darauf freuen wir uns. Tags drauf könnte man selbst bei strömendem Regen um die Ecke in den Hafen fahren. Die Überfahrt Richtung Als verläuft reibungslos - schönes Segeln, auch wenn der Himmel sich die meiste Zeit grau zeigt. Auf halber Strecke schläft die Puste kurz ein und dreht nach West. Ein Holeschlag bringt die benötigte Höhe zurück.
In der Bucht angekommen, motoren wir langsam und vorsichtig durch die markierte Rinne. In dem kleinen See hinter dem Steitenarm liegen bereits einige Ankerlieger und (das ist nirgends beschrieben) da ist sogar ein kleiner Hafen, nur zwei kleine Stege, aber offenbar kein Geheimtipp mehr, denn reichlich Boote sind dort festgemacht. Wir bleiben dennoch bei unserem Ankerplan und tasten uns mit Schneckentempo abseits der Rinne über das Flach - bis wir dann doch im Schlick stecken. Etwas Geschaukel und die entfesselte Kraft unseres Einzylinders lassen uns wieder frei kommen und ein paar Meter zurück werfen wir das Eisen über Bord - mit einem halben Meter Wasser unter dem Kiel. Das muss reichen.
Die Fahrt war doch recht lang und die Mannschaft ist hungrig. Also wird sofort nach den Klarschiff die Kombüse aktiviert und ein Heißgericht bereitet. Der Wind flaut ab und so wird es fast ein lauschiger Abend in der Plicht, allerdings wegen der weiterhin niedrigen Temperatur mit Wolldecke und Stricksocken. Nach dem unspektakulären Sonnenuntergang verkriechen wir uns deshalb in die Koje.

19.7.2020 - Tag 16
Dort wachen wir gegen 4:30 Uhr auf. Der Blick aus dem Fenster bietet einen farbenprächtigen Sonnenaufgang, aber es ist natürlich viel zu früh zum Aufstehen. Wir drehen uns nochmal um, natürlich nicht ohne das Farbenspiel digitalisiert zu haben, was der Pracht übrigens nicht ansatzweise gerecht wird.
Das zweite Erwachen gegen halb Neun lässt dann den Tag beginnen. Wir frühstücken und beschließen, den gekommenen Weg wieder zurück zu fahren, weil wir dort offensichtlich keine Grundberührung befürchten müssen. Das gelingt. Einmal dort, wollen wir den dreihundert Meter entfernten Mini-Hafen besuchen - nur zur besseren Erkundung. Es sieht nett dort aus, aber wir wollen in den bekannten Hafen, weil wir dort sicher Versorgung mit Nahrung und Strom bekommen. Unser Verbraucher-Akku ist in der Nacht ziemlich beansprucht worden. Ausgerechnet das Ankerlicht ist noch nicht auf LED-Technik umgerüstet. Auch unsere digitalen Taschenspielzeuge sind kurz vor platt, der Kühlschrank ist leer und das Wasser wird knapp. Also tuckern wir um die Ecke in den etwas größeren Hafen, den wir gut kennen. Diese Bucht ist knackevoll mit Ankerliegern und auch die Liegeplätze an den Stegen sind extrem belegt. Weil wir aber zu einer Zeit ankommen, zu der andere ihren Tagestörn starten, ist ein prima Plätzchen frei geworden. Kurz nach uns ist der Hafen aber gleich wieder rappeldicht, selbst an den gesperrten Plätzen unter dem Kran und an der Tankstelle bilden sich Päckchen von Booten. Uns soll's egal sein.
Die Schiffsfrau ist ein wenig verspannt von der Segelei des Vortages und genießt eine heiße Dusche. Es ist schwül-warm - bis am Nachmittag eine Front den Norden von Als überquert, die noch weiter nördlich ordentlich abregnet, uns aber vom Niederschlag verschont und nur etwas Abkühlung (in diesem Fall eher angenehm) und Westwind mit sich bringt.
Routiniert benutzen wir den Shuttlebus nach Nordborg zum Supermarkt und bestellen Brötchen beim Hafenmeister. Erlebnis kontra Erfahrung - in diesem Fall verzichten wir auf neue Erkundungen.

 

20.7.2020 - Tag 17
In der Nacht hat es geregnet, aber beim Aufstehen begrüßt uns die Sonne. Nach dem Morgenmahl besuchen wir die Vereinskameraden von der "demi-sec" am Steg gegenüber. Deren Urlaub hat gerade begonnen. Wir sind ein bisschen neidisch, natürlich abzüglich der damit üblicherweise verbundenen Missgunst. Dennoch würden wir das noch-drei-Wochen-Gefühl gerne auch noch haben.
Im Hafen herrscht emsiges Treiben. Viele Boote legen ab und an, kommen von Ankerplätzen oder sortieren einfach die am späten Abend gestern angesichts der Überbelegung geschaffene Liegeplatz-Unordnung.
Auf Initiative der Bordfrau machen wir einen Spaziergang Richtung Westen. Durch ein Loch im Knick gelangen wir auf eine wunderschöne Naturwiese mit einem Trampelpfad, der uns an die Gabelung des Haupt- und Nebenarms führt. Von der Steilküste dort hat man einen beeindruckenden Blick über die Gewässer der Dyvig bis raus auf den Alsfjord - keine Chance, diese Bilder in einem Fotoapparat festzuhalten. Solche Objektive müssen erst noch erfunden werden. Wir beobachten die durch die Rinne ein- und auslaufenden Boote. Es ist viel Bootsverkehr, der sich aber ohne zu stören in das Bild einfügt. Die Natur scheint unberührt - heile Welt.

 

21.7.2020 - Tag 18
Früh wollen wir heute los, weil der Wind auffrischen soll - bis hin zur Überdosis. Bereits am Vorabend haben wir deshalb die Santanita auf eine raue Fahrt vorbereitet und ein Reff in das Großsegel gelegt. Kurz nach Neun schmeißen wir die Leinen los und motoren aus der geschützten Dyvig-Bucht. Als wir endlich Segel setzen, ist der Wind fast weg - keine Rede von dem frischen oder starken Wind, der gestern noch auf allen Kanälen prognostiziert wurde. Dafür erwischt uns nach einer Viertelstunde ein satter Regenschauer, dem mit geeigneten Klamotten zu trotzen dem Skipper nicht mehr gelungen ist. Also ist nach dem Guss eine komplette Neubekleidung nötig. Durch den Alssund geht es diesmal weitestgehend ohne die wunderbare Landschaft zu genießen. Es ist einfach zu ungemütlich. Nur ganz gelegentlich schaut die Sonne zwischen den dicken grauen Wolken hindurch.
Vor der Klappbrücke in Sonderborg müssen wir nur kurz warten - gutes Timing. Über 25 Boote schlängeln sich mit uns in Südrichtung zwichen den Pfeilern hindurch, zusätzlich Gegenverkehr.
Als wir den Sund verlassen und auf die Flensburger Förde fahren, brist der Wind endlich auf. Zwar erreicht er bei weitem nicht die angesagten Werte, aber immerhin kommen wir jetzt wirklich zügig voran und nach einer guten halben Stunde kommt under Zielhafen in Sicht: Høruphav. Auch diese Marina ist keine Neuerkundung für uns. Wir wissen, dass es dort sehr schön ist und, dass wir alle noch zo besorgenden lokalen Spezialitäten hier bekommen, die wir in die Heimat mitbringen wollen.
Gegen 14:00 Uhr laufen wir ein und belegen denselben Platz wie vor zwei Jahren. Noch kurz zum Kaufmann und schon zündet der freundliche Hafenmeister den Grill an. Am Abend ist es in der Plicht wieder nur dick eingehüllt auszuhalten. Nachts sinken die Temperaturen teils in den einstelligen Bereich. Nicht ganz zu Unrecht hadert die Bordfrau mit den Bedingungen. Badeurlaub geht definitiv anders. Dennoch genießen wir die Zeit und das Leben an Bord.


22.7.2020 - Tag 19
Die Unpässlichkeiten der Wettervorhersagen halten an. Vier bis fünf Windstärken verkündet der Seewetterdienst Hamburg - zwei bis drei erkennen wir. Die Idee, den Nordwest zu nutzen, weil er in den kommenden Tage auf Süd drehen soll, verwerfen wir deshalb. Was soll und was wird.... Was soll's?
Also bleiben wir in dem hübschen Hafen und saugen die Sonnenstrahlen auf, die zeitweise zwischen den dunkel Wolken durchbrechen. Es ist zu früh, die Reise wegen ein paar vertrauensunwürdiger Wetterprognosen vorzeitig zu beenden.
Also machen wir uns einfach einen schönen Tag hier und sehen morgen weiter....

 

23.7.2020 - Tag 20
Die Entscheidung, gestern in Hørup geblieben zu sein, erweist sich heute als vollständig richtig. Ungehetzt planen wir nach dem Frühstück unseren heutigen Törn und finden dafür akzeptable Bedingungen. Zwar ist der Westwind nach Südwest gedreht, aber über die Flensburger Förde kommen wir halbwinds, und danach können wir auf Südkurs die Höhe halten, um ohne Kreuz und mit flotter Fahrt nach Schleimünde zu gelangen. Dort schmeißen wir den Diesel an und tuckern nach Maasholm. Während der gesamten Fahrt ziehen schwere Wolken über uns hinweg, aber der Regen beginnt erst, als wir fest vertäut am Steg liegen, die Routinegeschäfte (Hafenmeister, Toilette, Höker) erledigt sind und wir uns unter Deck zurückziehen können. Die Bordfrau bereitet uns ein leckeres Mal und wir funken mit dem Skipper der Segelyacht Sirius, der unsere gesamte Reise verfolgt hat und der nun wieder in UKW-Reichweite liegt.
Über Nacht soll es regnen und morgen kommt viel Wind. Wir werden hier mindestens einen Tag bleiben. Die Rückkehr nach Deutschland bringt die nervige Maskenpflicht wieder mit sich. Entsprechend werden wir die Gelegenheiten minimieren, die das Tragen erforderlich machen.

 

24.7.2020 - Tag 21
Traurig erkennen wir, dass unsere drei Wochen vorbei sind. Nur noch das 'überhängende' Wochenende verbleibt. Wo ist die Zeit geblieben?
Der heutige Tag beginnt dunkelgrau und regnerisch. Wir bleiben unter Deck. Als die Blues-Scheibe von Keb Mo zum dritten Mal durch ist, scheint eine leichte Auflockerung erkennbar, aber der Regenradar beweist das Gegenteil. Irgendwie steht der Tag sinnbildlich für den gesamten Urlaub: Geprägt durch wirklich unterdurchschnittliches Wetter. Viele Tage haben wir nicht gesegelt, weil es regnerisch oder starkwindig war - sind wir zu weich? Nein. Aber wir haben auch keine Lust auf Quälerei. Trotzdem bleibt ein bisschen Wehmut: Nicht einmal ein Ostseebad war dabei. Es gab einfach keine Verlockung nach Erfrischung - eher nach heißem Tee.
Trotzdem hatten wir eine gute Zeit, die natürlich auch erheblich länger hätte sein dürfen. Aber die Saison ist ja noch nicht vorbei. Wir werden alle Möglichkeiten nutzen, um noch ein paar verlängerte Wochenenden auf der Santanita auf See und in fremden Häfen zu verbringen.
An Nachmittag brist es mächtig aus West auf. Einige Boot fliegen mit minimaler Besegelung förmlich aus der Schlei, andere motoren einwärts und stehen nahezu auf der Stelle. Wir versuchen eine Freiluftsitzung, denn ausnahmsweise ist der Wind nicht grabeskalt. Nach einer knappen Stunde haben wir einen Tinnitus vom Wind, und es beginnt wieder zu tröpseln. Zum Glück ist die Santanita ein Kajütboot.
Sozusagen als Abschluss des Urlaubs gönnen wir uns ein leckeres Essen in einem Traditionsrestaurant Maasholms. Fast 200 Jahre wird dort Hotellerie und Restauration betrieben. Uns wird klar, dass es zu Beginn dieses Unternehmens nicht mal Autos gab. Wie sich die Welt verändert hat....
Am Ende des Tages gibt es noch ein Bild von der wahrscheinlich berühmtesten Baumgruppe Nordeuropas.

 

25.7.2020 - Tag 22
Heute ist nun der letzte Tag. Ein Wetterfenster zwischen dem gestrigen Starkwind und einer Warmluftfront, die erheblich Regen mitbringen wird, nutzen wir zur Heimreise. Traditionell weht der moderate Wind von vorne, es geht also mal wieder gegenan.
Die Fahrt aus der Schlei wird zum Gedrängel in der Rinne. Mit 'Perlenkette' hat das nichts mehr zu tun, eher von 'Verstopfung'. Bedauerlich, wie der Verkehr und die Rücksichtslosigkeit den Verhältnissen auf der Straße gleicht. Glücklicherweise ist auf der freien See mehr Platz und so können wir unbeeinflusst einen Kurs Richtung Heimathafen wählen. Ein kleiner Holeschlag ist notwendig, um nicht in das Sperrgebiet vor der Küste zu fahren, aber dann können wir die Landspitze von Bülk direkt anlegen. Von See beobachten wir eine sich ergießende Regenzelle, die wir fein umsegeln. Vor Bülk ist der Wind traditionell so verdreht, dass wir nur mit zwei weiteren Kreuzschlägen die Hafeneinfahrt von Schilksee erreichen. In der Mitte der Strander Bucht beobachten wir wieder einen Schweinswal, als hätte er uns begleitet und würde uns nun verabschieden.
Auf dem Steg erwarten uns liebe Vereinskameraden und es wird sofort berichtet und sich ausgetauscht. Die folgenden Tätigkeiten erwecken erneut Melancholie: Anbringen der für genau diese Box abgelängten Achterleinen, Niederholen der Gastlandsflagge, Markieren des Stammliegeplatzes auf 'belegt', usw....
Weil wir uns noch nicht trennen können, plötzlich geradezu sommerliche Temperaturen zu fühlen sind und weil wir akut Appetit haben, entschließen wir uns zu einem Besuch in unserem geschätzten Lieblingshafenrestaurant "Möwenschiss". Zu uns gesellt sich gleich der Skipper der Sirius, der uns herzlich begrüßt, und wir können sofort von den vielen Eindrücken berichten.
Den Abend und die Nacht verbringen wir zuhause und am Morgen regnet es Bindfäden. Fazit: Alles richtig gemacht - über die gesamte Zeit!

fin.

31.7.2020 - Tag/Nacht 0, 1.8.Tag 1
Als zu kurz und mit zu durchwachsenem Wetter hat die Santanita-Crew den Sommerurlaub empfunden. Umso glücklicher ist die Gelegenheit, das direkt folgende Wochenende zu verlängern und bereits am Freitagnachmittag den Heimathafen wieder zu verlassen.
Nach kurzem Austausch mit Vereinskameraden werden die Leinen los gemacht - ohne festes Ziel, nur die Richtung ist klar: Entlang der Ostseeküste Richtung Norden soll es gehen.
Aus der Strander Bucht heraus muss ein Kreuzschlag gesegelt werden, gegen die sanfte Nordostbrise, bis die Segel bei Bülk leicht geöffnet werden können, um mit knapp halbem Wind die Eckernförder Buch zu überqueren. Unterwegs treffen wir Michael, der viele Stunden auf der Santanita mit uns verbracht hat und erfolgreich Regatten mit uns gesegelt ist. Er ist heute mit einem Nacra-Kat unterwegs, begleitet uns ein paar Meter und wir verabreden uns auf ein Erfrischungsgetränk nach unserer Rückkehr.
Als die Betonklötze von Damp sich klar erkennbar geben, entscheiden wir, dort heute nicht hin zu segeln. Wir sind oft dort und haben jetzt mehr Zeit, um ein ferneres Ziel erreichen zu können. Um die Entscheidung zu untermauern, holen wir die Schoten etwas dicht und lassen das Sperrgebiet Schönhagen zwischen uns und der Küste liegen. Dadurch schieben wir unsere Zielplanung etwas auf, eventuell könnte es Schleimünde werden.
Die Reise verläuft zügiger als erwartet. Die Bordfrau steuert und der Skipper engagiert sich beim Segeltrimm. An der Nordosttonne des Sperrgebietes beschließen wir, das gute Vorankommen einfach solange zu nutzen, bis wir müde sind oder keine Lust mehr haben, um dann vor Anker die Nacht zu verbringen. Der schwache Wind hat zwischenzeitlich etwas rechts gedreht auf Ost und mit Kurs auf Falshöft setzen wir den Spinacker. Während der Anbringung des Spi-Geschirrs bekommen wir in kurzer Distanz einmal mehr Besuch von zwei Schweinswalen. Das ist jedes Mal ein schönes Erlebnis und der Skipper beschließt, die Sichtungen der bisherigen Saison zu melden (https://www.deutsches-meeresmuseum.de/wissenschaft/sichtungen/sichtung-melden/).
Die bunte Blase beschleunigt uns wieder und lässt Gedanken an dänische Ziele zu. Während wir im Geiste bereits die Gastlandsfahne setzen, nimmt der Wind jedoch soweit ab, dass wir keinen Knoten Fahrt mehr machen. Wir nehmen die Tücher runter und fahren mit Maschinenkraft einige hundert Meter auf die Küste zu, wo wir auf rund fünf Metern Wassertiefe unseren Anker legen. Während der letzten Stunde durften wir einen schönen Sonnenuntergang beobachten und der verbleibende rote Himmel verdunkelt sich langsam.
Bereits beim Ankermanöver wird deutlich, dass die Stelle relativ ungeeignet ist. Der Anker gräbt sich nicht ein. Als wir das Schiff von den vielen Leinen der Spi-Segelei aufgeklart und ein bisschen Nahrung zu uns genommen haben, beginnt der Wind wieder etwas aufzuleben, diesmal mit Südeinfluss. Nun könnten wir weiter, aber es ist nach 23 Uhr, wir sind müde und die Koje ist vorbereitet. Wir programmieren zwei Ankeralarme und schlüpfen im Vorschiff unter die Decke, von wo aus wir durchs Vorluk einen tollen Blick in den Sternenhimmel haben.
Bald beginnt die Santanita jedoch, sich in den langsam aufbauenden Wellen unruhig zu bewegen. Geschützt ist der Liegeplatz in keiner Weise. Der Rigger, der im Vorjahr den Mast gebaut hat, hat offensichtlich vergessen, das Leerrohr für Kabel im Mast zu befestigen, so dass wir mit jedem Eintauchen in eine Welle mit einem Geklingel aus dem Aluminium beschallt werden. Der Skipper nimmt sich vor, endoskopisch zu prüfen, ob überhaupt ein Rohr verbaut wurde, das er teuer bezahlt hat. Die Erfahrungen mit dem Unternehmen aus Neustadt in Holstein waren ohnehin eher unangenehm. Trotz der Unruhe im Schiff schlafen wir ein.
Gegen drei Uhr überwiegt Wind und Welle, das Geklöter aus dem Mast und die Ungewissheit, ob der Anker hält. Natürlich sind wir nicht ausgeschlafen, brechen dennoch das Nachtlager ab und gehen nach kurzer Vorbereitung ankerauf. Sofort macht die Santanita - nur mit Großsegel - wieder flotte Fahrt. Die Navigation in der Nacht, die Orientierung anhand der Leuchtfeuer macht Spaß, ist aber keine ernste Herausforderung. So passieren wir Falshöft und die Landspitze der Geltinger Birk, als die Sonne langsam auftaucht. Kurz hinter dem Leuchtturm Kalkgrund setzen wir bereits wieder unsere dunkel verglasten Brillen auf. Der Wind hat inzwischen tüchtig zugenommen und es hat sich eine Welle aufgebaut, die uns von schräg hinten in einen unangenehmen Schlingerkurs bringt. Wir sind aber so schnell, dass diese Situation nur kurz anhält, bis wir von der Spitze der Halbinsel Kegnæs Abdeckung erhalten. Klar ist nun: Es geht nach Hørup.
Nachdem wir dort gegen halb sieben zwei Plätze neben dem Liegeplatz von vor zehn Tagen festgemacht haben, dreht der Wind ordentlich auf und wir freuen uns, alles richtig gemacht zu haben. Es pfeift im Hafen und wir würden jetzt nicht mehr auf See sein wollen. Anstelle dessen gehen wir zum örtlichen Höker, kaufen dänische Brötchen und Utensil für das darauf folgende Frühstück in der Morgensonne.
Die zweiteilige Anreise mit der kurzen Nachtruhe fordert nun ihren Tribut und wir nicken im Cockpit ein knappes Stündchen weg, bis unser Nachbar ablegt. Kochen oder Grillen wollen wir heute nicht - wir sind faul, und wir dürfen es sein! Also frequentieren wir einen Pommes-und-Pizza-Kiosk nahe des Hafens. Gar nicht schlecht, wie dort die byzantinische Pita interpretiert wird! Und die dänischen Pommes sind unübertroffen. Propper schlendern wir zurück und treffen just die Vereinskameraden, die uns am Vorabend auf dem heimschen Steg verabschiedet haben. Diese haben sich in rekordverdächtiger Zeit von dem straffen Südost hierher schieben lassen. Wir verbringen den Abend mit den beiden bei Rotwein und schönen Gesprächen im Cockpit der Santanita. Es ist der erste laue Sommerabend in dieser Saison, den wir uns lange gewünscht haben. Ergänzungsurlaub ist eine gute Sache - es soll nicht der letzte sein!

 2.8.2020 - Tag 2
Wir bleiben in Hørup. Ein sommerlicher Tag, allerdings mit viel Wind. Wir genießen die Zeit und die Hafenatmosphäre und relaxen. Herrlich.
Der dritte Hafenmeister, dem wir hier begegnen, sieht etwas wie Sting aus, spricht richtig gut deutsch und befeuert in bewährter Weise abends die Grills an. Ein super Service, an den wir uns leicht gewöhnen können.

3.8.2020 - Tag 3
Heute geht es wieder in Richtung Heimat, unser Ergänzungsurlaub hat eben leider nur vier Tage. Wir könnten länger....
Auf See verläuft alles problemlos. Die Bedingungen gestalten die Segelei abwechslungsreich. Wind aus fast allen möglichen Richtungen, von totaler Flaute bis zu leicht rauschender Fahrt ist alles dabei. Wir beobachten erhebliche Marinebewegungen auf der freien See. Schön ist das nicht - Kriegsspielerei.
Kurz hinter der Einfahrt zum Port Olpenitz treffen wir wieder auf zwei Schweinswale. Das entschädigt. Kurz darauf ist der Wind ganz weg und wir motoren die letzten Meilen nach Damp. Während der Maschinenfahrt bereiten wir die Santanita schon vor für den Hafen, ziehen die Persenninge auf und machen Klarschiff. Das gibt uns direkt nach dem Anlegen die Möglichkeit, in die Badeklamotten zu schlüpfen und endlich ein Ostseebad zu nehmen. Es fordert ein bisschen Überwindung, aber als wir erstmal drin sind, fühlt es sich gut an. Vor allem hinterher sind wir total aktiviert.
Die Pizzeria in Damp ist wirklich gut. Zum wiederholten Mal sichern wir diese Erkenntnis ab. Neu ist, dass auch der Kellner total freundlich ist und auf ein Späßchen einsteigt.
Als es dämmert beginnt an der Hafenbar Barni Söhnel mit seiner Gitarre zu unterhalten - ein gut bekannter Kieler Musiker, der versiert musiziert und klasse Songs ausgewählt hat. Das Publikum nimmt es dankbar an. Wir haben schon einige Darbietungen auf der kleinen Bühne geboten bekommen. Da war viel Erschreckendes dabei, falsche Töne und verstimmte Gitarren. An diesem Abend ist die Performance rund und die Bordfrau gewinnt auch noch eine CD von Barni, nachdem sie einen Song der Dire Straits an den ersten Tönen erkennt. Dabei hat der Skipper nur ganz leicht zugeflüstert....

4.8.2020 - Tag 4
Am letzten Ergänzungsurlaubstag frühstücken wir die leckeren Brötchen vom Damper Bäcker mit dänischen Zutaten. Währenddessen planen wir die Heimfahrt - und den Ergänzungsurlaub Nr. 2. Es sieht aus, als sollte der Sommer noch kommen!

6. Juli 2019 - Endlich Urlaub. Seit gestern Abend steht der neue Mast - Punktlandung. Noch ein bisschen Zusammenbau und dann könnte es losgehen - wäre da bloß nicht der grobe Westwind, der an Segelei nicht denken lässt, schon gar nicht mit einem unerprobten Rigg. Was also bleibt, ist warten. Wahrscheinlich ist das aber auch gut so, denn im Bauch der Santanita herrscht noch ein ziemliches Chaos nach dem Aufbau des neuen Antriebs. Also aufräumen, stauen und weiter vorbereiten.

Am Dienstag, den  9.Juli, ist der Wind soweit runter, dass die Leinen losgeworfen werden. Plan: Einmal Richtung Leuchtturm und dann entscheiden, wohin es geht. Es läuft so gut, dass wir weitersegeln nach Bagenkop. Dummerweise brist der Wind vor Langeland doch wieder auf, der Bordfrau wird mulmig. Trotzdem liegen wir wenig später sicher im Päckchen und finden Entspannung nach der anstrengenden Überfahrt. Sowohl Windprognose als auch Gemüt drängen den Verbleib für einen weiteren Tag auf. Bagenkop belohnt diese Entscheidung mit Sonnenschein und wir empfinden ein erstes Urlaubsgefühl.

11. Juli - Der Westwind schwächt ab und wir können hoch am Wind in die Rinne nach Marstal. Allerdings fahren wir daran vorbei, denn uns steht der Sinn nach einem kleinen Hafen auf Stryno. Der Hafen ist zwar voll, aber mit etwas Geschicklichkeit und Mut hinsichtlich des Tiefgangs kommen wir unter - neben uns noch ein junges Paar mit einem schlimmen Schiff, dafür mit Gitarre und lebensbelustigenden Mitteln.

Am nächsten Tag fahren wir mit südlich gedrehtem Wind weiter Richtung Westen - Avernakoe ist als Ziel besprochen. Allerdings flaut der Wind ab bis nahe an die Flaute und wir motoren. Nach einer guten Stunde Lärm durch Dieselverbrennung entschließen wir uns spontan, eine Ankerbucht vor Korshavn zu besuchen, die uns Abdeckung vor dem für die Nacht und den kommenden Morgen angesagten Ostwind gibt.
Der Abend und die Ankernacht sind wunderbar. Idyllisch liegen wir mit 6 andern Yachten und schwoien um das Grundeisen. Ein Bad in der Bucht erfrischt und ermüdet zugleich. Die vom Skipper zubereitete 'Pasta à la Santanita' gibt uns den Rest und wir schlafen tief und fest mit dem sicher haltenden Anker.
Am Morgen fällt das Frühstück knapp aus, weil wir uns nicht gut bevorratet hatten. Also suchen wir nach der Einsamkeit nun die große Stadt. Auch der für die kommenden Tage angesagte Starkwind macht, dass wir uns auf etwas Landleben freuen.

13. Juli - Der große Handelshafen von Faaborg ist schnell erreicht und angesichts unseres frühen Einlaufens findet sich auch noch eine Box, in die die Santanita trotz ihrer Breite passt. Der leicht knurrende Magen wird schnell mit Räucherfisch befriedigt. Auf der Kreuz haben wir unseren Schrubber verloren, den der Skipper unachtsam auf dem Vordeck liegen gelassen hat, nachdem er damit den Anker gereinigt hat - wirklich dämlich. So ergibt sich ein Shopping-Zwang und wir erkunden mehrfach die gesamte Stadt. Das Schrubberangebot erweist sich als maßlos überteuert, aber es gibt viele andere Dinge, die unser Herz erfreuen.
Am Abend macht ein toller Sänger und Pianist gute Stimmung im Garten des Vereins für historische Schiffe.
Für Faaborg nehmen wir uns etwas mehr Zeit. Am Hafentag erkunden wir nochmals die Stadt und die örtlichen Supermärkte, um unsere Vorräte aufzufüllen. In der Mitte der Stadt gibt es einen Eisladen, bei dem die Waffeln frisch gebacken werden. Die ganze Straße duftet verführerisch nach diesen Waffeln. Leider sind die Temperaturen nicht hoch genug, um an eine solche Erfischung zu denken.
Im Sportboothafen geht die EM der Europe Masters zuende und für die Junioren geht es los. Zum Wechsel gibt es im Zentrum Siegerehrung und Begrüßung.

16. Juli - Weiter geht es auf einem kurzen Schlag nach Lyö. Diese 'beliebteste Insel der Deutschen' zieht auch uns an. Der Hafen ist knackevoll, obwohl wir bereits gegen Mittag einlaufen. Wir liegen im Päckchen mit einen jungen, dänischen Paar. Wenig später legt noch eine Mosquito 85 bei uns an und später noch ein Folkeboot. Mit der Crew der Mosquito tauschen wir uns sehr bereichernd über den Zustand, Bauweise und die Eigenschaften der Boote aus.
Die 85 ist vollständig überholt und macht einen tollen Eindruck. Ein bisschen wächst die Motivation, nach der Investition in den neuen Mast auch an der Santanita eine etwas umfangreichere Renovierung vorzunehmen.
Lyö ist schön. Der kleine Kaufmann in dem einem Kilometer entfernten Mittelpunkt der Insel ist offensichtlich auch das gesellschaftliche Zentrum. Vom Fähr- und Sportboothafen bewegen sich Karawanen von Besuchern zu diesem Ort. Leider ist an unserem zweiten Abend die einzige Restauration, eine Pizza- und Gin-Bar, ausgebucht.

18. Juli - Die Überfahrt nach Fynshav gelingt ohne Schwierigkeiten. Nur unter Genua kommen wir früh genug an, um den sich aufbauenden Wellen auf dem Kleinen Belt zu entgehen. Obwohl (oder gerade weil) der Hafen mit seinem Ort in den gängigen Hafenführern nicht besonders angepriesen wird, fühlen wir uns sehr gut aufgehoben. Entgegen dem überlaufenen Lyö ist hier sowohl Platz als auch Ruhe. Wir besorgen uns etwas Grillgut und haben ein prima Abendessen an einem netten Plätzchen. Die Nacht ist erholsam und still.

19. Juli - Die Reise soll in den laut Hafenhandbuch beliebtesten Hafen Dänemarks gehen: Dyvig. Hoch am Wind kreuzen wir bei moderaten Bedingungen gegen den Nordwestwind an der Ostküste von Als entlang. An der Nordspitze angekommen dreht der Wind westwärts, schläft kurz ein, kommt aber wieder - also weiter kreuzen. An der Einfahrt zur Bucht ist der Wind endgültig weg und wir motoren die letzten zwei Meilen bis zum Hafen. Es gibt erstaunlich viele Liegeplätze hier und genügend sind frei. Wir machen sicher fest und freuen uns über den gelungenen Törn.
Kurz entschlossen nehmen wir den kostenfreien Bus in die Stadt Nordborg, um uns dort mit leckerem Salat zu versorgen, den wir nach der Rückkehr aufs Boot genießen. Das hat toll geklappt!
Am Abend wundern wir uns über den idyllischen Ruf, der der Marina vorauseilt. Etliche Dingis von Ankerliegern knattern störend durch die Bucht bis weit nach Sonnenuntergang, teils ausschließlich zur Belustigung des mitreisenden Nachwuchses. Wir ignorieren die Unruhe unter Zuhilfenahme von dänischem Lakritzlikör.
Nordborg ist am folgenden Tag schnell erkundet. Es gibt ein Schlösschen, das zur Schule umfunktioniert wurde. Der angrenzende Park am See lädt zu einem erholsamen Spaziergang ein. Im Ort wächst beim Skipper ein melancholisches Gefühl, denn er war vor ca. 25 Jahren schon einmal hier, im Haus der Familie eines Freundes, den er inzwischen aus den Augen verloren hat. Er nimmt sich vor, diese Freundschaft zu erneuern.
Es gibt am 21. Juliordentlich westlichen Wind mit Böen bis 26 Knoten. Die Weiterfahrt nach Augustenborg wird deshalb verschoben.

[Update 25.7.2019]

Am 22. Juli starten wir früh nach Augustenborg. Ab Mittag soll es Regen geben und dem wollen wir entkommen. Der Plan geht auf und nach einfacher, zügiger Segelei machen wir bei einsetzendem Niesel in dem privat geführten Hafen fest. Den ganzen Nachmittag regnet es leicht aber beharrlich. Trotzdessen machen wir eine Erkundungstour durch den Ort und den Schlosspark mit Skulpturenausstellung. Mit Sonnenschein wäre das ganz großartig gewesen. Wir müssen also irgendwann nochmal hierher. Am Abend zeigt die dänische Gastronomie, was sie (nicht) kann: Ein asiatisches Paar betreibt eine Burger- und Frittenbude, in der man in der Hauptzeit auch ein Chop Suey bekommt. Aus lauter Lust auf Abwechslung lassen wir uns darauf ein. Immerhin war das Essen heiß.....

Für den 23. Juli haben wir uns eine Fahrt nach Hörup vorgenommen. Der Nordwestwind zwingt uns zum Kreuzen aus dem Augustenborgfjord, aber nach dem Kurswechsel Richtung Süden durch den Alssund ist das Segeln leicht. Das Wetter ist traumhaft und der Sund hat an seinen Ufern viel zu zeigen. Wir treffen mit der Banner 30 Fritsjen die Ex-Yacht eines Vereinskameradenpaars. Überhaupt ist sehr, sehr viel Verkehr und auch der böige Wind fordert vom jeweiligen Rudergänger hohe Aufmerksamkeit. Die Klappbrücke in Sonderborg ist geöffnet als hätte sie auf uns gewartet. So durchfahren wir Sonderborg fast etwas zu schnell - es reicht gerade für ein paar Fotos. Die Marina lassen wir links liegen. Wir waren vor zwei Jahren hier und der Hafen bedarf einiger Sanieriung. So wie er ist, finden wir ihn nicht sonderlich attraktiv, auch aufgrund seiner Entfernung zum Zentrum. So machen wir uns wie geplant noch auf die rund eine Stunde entfernte Bucht nach Höruphav. Kurz hinter Sonderborg treffen wir erneut einen Schweinswal. Im Zielhafen gibt es einen Liegeplatz für uns und wir entscheiden uns gegen eine Ankernacht. Wir wollen einkaufen, was es in Deutschland nicht gibt, denn absehbar wird die unsere letzte Nacht in Dänemark.
Der Hafen von Höruphav ist etwas teurer als die übrigen Häfen, die wir bislang besucht haben. Aber die Anlage ist in Bestzustand und viele Details sind äußerst charmant gestaltet. Am Abend ein Bad in der Bucht und eine Grillerei in dem für Hafengäste bereitgestellten Pavillon. Wir fühlen uns sauwohl.

24. Juli - Die Wettervorhersagen nerven. Getrieben von einer Starkwindvorhersage für die zweite Wochenhälfte wollen wir alsbald in Heimatreichweite gelangen und planen für den heutigen Mittwoch einen etwas längeren Schlag nach Damp. Dort sind wir gerne und angesichts der Mastmisere waren wir dieses Jahr noch gar nicht da.
Die Santanita läuft mit toller Höhe gegen den langsam linksdrehenden Südostwind, so dass wir ohne Holeschlag die Landspitze von Falshöft erreichen können. Viele andere Yachten schaffen das nicht und wir fühlen uns objektiv schnell. Nach der Landspitze beginnen wir abzufallen und der asiatische Steuermann übernimmt das Ruder. Wir sitzen bei rauschender Halbwindsfahrt auf dem Vordeck in der Sonne und genießen und genießen und genießen.... Mehr Wohlgefühl gibt es beim Segeln wohl nicht. Zum Glück sind noch ein paar Meilen zu segeln, bevor es in den Hafen geht, diese königliche Zeit darf lange anhalten!
Damp begrüßt uns in altgewohnter Atmosphäre. Ein guter Liegeplatz ist schnell gefunden. Das gastronomische Angebot ist etwas renoviert - für unseren Eindruck schon etwas überpoliert. Zum Glück ist da noch die Pizzeria um die Ecke, die weiterhin hervorragende pikante Rundtorten backt. Auch hier treffen wir mit der Yachten Pasito und Charisma auf liebe Bekannte, mit denen es Einiges zu Plauschen gibt. Der Strand hält, was Ostseeurlaub verspricht. Wir springen ausgelassen wie Kinder in die Wellen und spielen mit einem bunten Ball. Mutter Natur bietet anhaltend kribbeligen Erfrischungsspaß ganz ohne Geld und Strom.
Am zweiten Abend singen zwei Damen mollbetonte, getragene Lieder in der Hafenbar, was irgendwie nicht in die sonnig-quirlige Stimmung passen will - aber besser als das Konservengedröhne vom Diskjockey am Strand.
Inzwischen ist der Freitag angebrochen und der Starkwind will einfach nicht kommen. Wir reden uns zu starken Seegang ein und bleiben - quasi notgedrungen. Am Montag wollen unsere Arbeitgeber uns wieder begrüßen, aber es gibt unsererseits einen wilden Plan.....

[letztes Update 30.7.2019]

Inzwischen ist der Plan durchgezogen und der Urlaub ist (trotzdem) zuende. Was haben wir gemacht?
Tatsächlich haben wir unseren Urlaub am Sonntag, den 28.7. 'unterbrochen', indem wir mit dem Bus aus Damp nachhause gefahren sind. Dort haben wir eine Nacht geschlafen und einen Tag gearbeitet, um am Montagabend wieder mit dem Bus nach Damp zu fahren und unseren Urlaub am gemeinsam freien Dienstag fortzusetzen. Ein bisschen aufwändig war das schon, aber es brachte uns gefühlt die durch Mastmisere und Starkwind am Beginn verlorenen Tage zurück. Am Dienstag gestartet und am Dienstag heimgekehrt....

Der letzte Abend in Damp war nochmal ausgesprochen harmonisch. Als wir gegen 21:00 Uhr auf der Santanita angekommen sind, klang uns gleich handgemachte Abendmusik aus der Hafenbar entgegen. Zwar sang die gleiche Sängerin wie am zweiten Abend, aber begleitet von zwei Gitarristen war das Repertoire diesmal deutlich lebensfreudiger und positiver. Zum Schluss gab's in der Plicht noch ein Erfrischungsgetränk bei warmer Sommerluft.

Die Nacht verlief ruhig bis der Regen auf das Deck trommelte. Es bewahrheitete sich die Vorhersage, dass der angehängte Urlaubstag eher trüb verlaufen sollte. Zu den wesentlichen Zeiten, nämlich zum Frühstück im Cockpit und während der gesamten Segelei nach Schilksee zogen die Regenzellen jedoch um uns herum, als würden wir bevorzugt behandelt. Auf der Rückreise sprechen wir über UKW die Fregatte Sachsen-Anhalt an, um unsere Passage auf deren Kurslinie vor ihrem Bug anzukündigen. Das Kriegsschiff liegt vor der Stohler Steilküste und führt 'Vermessungsarbeiten' durch. Aktuell läuft ein ostseeweites Manöver und aus der Ferne hört man Geschützgewummer - nicht schön. Zum Schluss erreichen wir den Heimathafen und machen klar Schiff. Mit ein bisschen Blues wenden wir uns den segelurlaubsfreien 49 kommenden Wochen zu und freuen uns auf 2020!