Die dreizehnte Woche war unsere letzte Woche - da gab es kein Vertun mehr. Aber es wehte weiter Südwind, manchmal weniger, meist mehr. Die Prognosen machten uns verrückt, besser: Wir ließen uns verrückt machen! 72 Stunden schauten wir immer und immer wieder auf unseren gewohnten Vorhersageportalen nach dem geeigneten Slot für die Heimreise. Ursprünglich hatten wir den Dienstag dafür vorgesehen, aber die Prognosen schienen das auszuschließen. Aber plötzlich, am Abend davor, veränderten sich die Prognosen zu unseren Gunsten, so, als wollte Petrus, dass wir gut nachhause kommen. Und so taten wir es dann auch. Wir kauften noch einige dänische Lebensmittel als Souvenirs, stellten uns den Wecker und verließen Hörup am Dienstag um 8:00 Uhr. Erst mit ganz leichtem Wind, dann etwas zügiger kreuzten wir mit zwei Schlägen aus der Mündung der Flensburger Förde, um dann gegen den über Tag linksdrehenden Südostwind südwärts zu segeln. Als Möglichkeit hatten wir erwogen noch für einen Zwischenstopp in die Schlei zu gehen, aber die Fahrt lief gut, und so zogen wir durch. Im Sperrgebiet Schönhagen lag ein graues Schiff und dominierte gefühlt die Szenerie. Einige Tage vorher wurden wir informiert, dass ein großes, internationales Marinemanöver durchgeführt werden sollte, und es waren augenscheinlich gar keine Sportboote vor dem Sperrgebiet unterwegs. Das Übungsgebiet hatte das Militär großzügigst abgesteckt.
Verunsichert, rief der Skipper per UKW das Marineschiff aber die Rufe wurden nicht erwidert. Also haben wir das Sperrgebiet östlich umfahren und wurden daran auch nicht gehindert. Schöne Eindrücke hinterließ das nicht. Das Bild nennen wir 'Bahnmarke mit Wettfahrtleitung'.
Später, auf der Eckernförder Bucht, lag das nächste graue Schiff im leichten Nebel. Das entpuppte ich aber beim Annähern als Forschungsschiff.
Als wir bei Bülk in die Strander Bucht steuerten hatten wir einen ziemlich dicken Kloß im Hals. Emotionen, gemischt aus dem Geschafft-Haben und dem Ende unserer Auszeit überkamen uns. Wir feierten und waren traurig zugleich.
Noch vor dem Bergen der Segel wurden wir von einem Vereinskameraden aus der Jolle begrüßt. Unser Liegeplatz war frei gemacht worden, weil wir unsere Heimkehr angekündigt hatten. Also lag die Santanita bald wieder da, als wäre nichts gewesen.
Um die Heimkehr nicht zu überstürzen, blieben wir noch drei Nächte an Bord. An einem Tag holten wir unser Auto aus der Stadt, um mit dem Räumen zu beginnen. Die Stadtfahrt fühlte sich eigenartig an. Seit drei Monaten waren wir nicht mehr in einer so großen Stadt. Speziell der Bordfrau bereiteten der Lärm und die vielen Menschen Schwierigkeiten. Zu lange hatten wir uns an Ruhe gewöhnt.
Am Freitagnachmittag zogen wir um in unsere Stadtwohnung. Gleich wurden wir vereinnahmt von Teilen der Normalität: Post sichten, Wäsche waschen, Rückmeldungen veröffentlichen, Einkauf einer Kühlschrank-Grundausstattung.... Es zeigte sich, dass der Alltag sehr schnell wieder einziehen würde. Noch schnell ein paar Statistikdaten zu unserer Reise zusammengestellt, und schon konnte der Skipper sich wieder Brote schmieren für den ersten Bürotag.
Statistik:
87 Reiseage
35 Segeltage
709 nautische Meilen
€ 38,05 Pfandflaschen