Fendertest

Nach dem Regen des Abends kam der Regen der Nacht. Nach dem Regen der Nacht kam wieder der Starkwind. Die Santanita liegt nur mittelmäßig geschützt am Kai und wird von dem heftigen Wind an die Wand gedrückt. Am frühen Morgen wird die Besatzung durch das Knartschen der Fender geweckt und der Skipper wird tätig. Eine neue Konfiguration der Puffer und eine zusätzliche Leine verschaffen wieder Ruhe, soweit man bei dem ordentlich durchgeschüttelten Boot von Ruhe sprechen kann. Hoffentlich platzen die Dinger nicht! Immer wieder werden wir in ordentlich Schräglage geschubst. Bereits vor einigen Tagen ist uns in so einer Situation ein Glas rote Soße vom Tisch in der Kombüse gerutscht - zum Glück ohne Schaden. Das wäre eine schöne Sauerei geworden. Vielleicht müssen wir künftig unsere Ausrüstung auch am Liegeplatz festlaschen.

ungeschützt

Die Wettervorhersagen für die kommenden Tage sind pur unerfreulich: Wahlweise gibt's Gekachel oder Gekübel, beides satt und gerne auch gleichzeitig. Heute ist Sturm. Alle paar Minuten zieht eine dreißig-Knoten Böe durch den Hafen, die gekreuselten Schlieren auf der Wasseroberflächen zeigen es deutlich. Es heult und pfeift, den ganzen Tag lang. Das nervt, und daran gewöhnt man sich auch nicht. Der Skipper ltscht gepeinigt einmal um das ganze Becken, um ein am Mast schlagendes Fall einer unbelebten Yacht festzumachen, weil es den ganzen Hafen beschallt wie ein Glockenturm. Wir können nicht leugnen, dass die Perspektive auf weitere Hafentage etwas mürbe macht und auch ein bisschen auf die Stimmung schlägt. In wenigen Tagen endet unsere dritte Urlaubswoche. Hätten wir nicht das erheblich große Glück weiterer Zeit, wäre diese Sommerfahrt ein ziemlicher Flop gewesen. Aber so motiviert sich die Bordfrau durch Lektüre der Törnführer und Hafenhandbücher für die Weiterreise nach dem Sauwetter - in ein paar Tagen.

Auf dem Dach des Hafenmeisterhäuschens werden mit roten Leuchtziffern die aktuellen Winddaten gezeigt, in Metern pro Sekunde, was physikalisch schön und richtig ist. Man multipliziert grob mit zwei, um die unter Seglern gebräuchlichen Knoten für die Windgeschwindigkeit zu erhalten.

15,8

Die folgende Nacht ist wenig erholsam. Zu zappelig sind die Bewegungen des Bootes, von 'in den Schlaf schaukeln' kann nicht mehr die Rede sein. Die sich an der Wasseroberfläche aufbauenden Kabbelwellen sind nicht mehr klein. Sie hämmern unter das flache Heck der Santanita, dass es klingt, als säße man in einer Schmiede.

Am Morgen sind wir gerädert und beschließen, das kleine Wetterfenster, das eine kurze Weiterfahrt ermöglichen könnte, nicht zu nutzen. Die Wahrscheinlichkeit, dass noch hohe Wellen stehen und das Fehlen eines nahegelegenen Ortes, in dem man weiter Abwettern könnte, lassen uns in Varberg bleiben. Inzwischen haben wir auch Freundschaft mit den Schwalben in den Reifen geschlossen.

Reifenbewohner

Wir drehen erneut eine Runde durch die kleine Innenstadt, stellen dabei fest, dass es hier eine geradezu wahnwitzige Dichte an Friseuren gibt. Ohne sie wirklich gezählt zu haben, sind wir absolut sicher, dass es sich um deutlich mehr als ein Duzend handelt - in den acht kleinen Straßen, die das Zentrum ausmachen. Hinter der Festung, die wir bereits gestern besucht haben, ist eine stattliche Bühne für ein Festival aufgebaut worden. Headliner ist am Samstagabend DJ Ötzi. Zum Glück steht da diese Festung zwischen Partygelände und Hafen....

Festival

Am Abend sendet Petrus uns die Bestätigung für das Bleiben. Grobe Böen und amtlicher Regen sorgen auch bei den Partypeople für Unterbrechungen der Veranstaltung. Wir sind darauf eingestellt und verbringen die Zeit unter unserer inzwischen heiß und innig geliebten Kuchenbude. Es gibt eine von der Bordfrau bereitete Gemüsepfanne, dazu ein mediterran inspiriertes Brot vom lokalen Bäcker, abschließend Espresso - so geht's auch!